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Verlockend
Du locktest mich dem Frohsinn von der Seite,
mit sanftem Flüstern, hin zu deinen Senken.
Es schien als könntest du, sogar von Ferne,
den allerkleinsten meiner Schritte lenken.
Und ich verwarf die Fragen und Bedenken,
als wollte ich dir mich, nur allzu gerne,
und auch mein makelloses Lächeln schenken.
Beharrlich suchte ich in deiner Enge Weite.
Die Pfade wurden mir bekannt, auch das Getier
das sich, mit mir, gedankenlos in dir verlief
und in dein Dunkel rannte - viel zu tief.
Es blieb die Furcht, dass ich mich selbst in dir verlier
und streute Ichfragmente unter deine Zweige.
Doch jeder Vorrat geht einmal zur Neige.
Hi Simone,
ein schönes Sonett hast Du da gemeißelt.
Es fängt ein mit sieben 5-hebigen Jamben und weiblichen Kadenzen.
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXx <- Hier ist eine 6. Mit Bedacht? Da sprengst Du jedenfalls das erste Mal die Form.
xXxXxXxXxXxXxXxX <- Hier bist Du immernoch im reinen Jambus, aber mit 8 Hebungen und wechselst zu männlichen Kadenzen.
xxXxXxxXxxxXxX <- Hier bricht jetzt auch der Rhythmus auseinander, fängt sich aber zum Schluss wieder. Kann man als Entsprechung zum Verlaufen sehen.
xXxXxXxXxX <- Der letzte Vers der Terzine ist wieder 5-hebig wie zu Beginn.
xXxXxXxXxXxXxXxX <- Wieder die 8 Hebungen, aber rein.
xXxXxXxXxXXxxXx <- Hier weigert sich das "hartnäckig" hartnäckig ins Metrikschema zu passen. Vielleicht eine Alternative dazu?
xXxXxXxXxXx <- Hier die Rückkehr zu der Eingangsversform
Die Ausscherungen aus der klassischen Form sehe ich nicht immer komplett inhaltlich begründet. Bei den 8-hebigen Versen nimmt der Lesefluss jedenfalls ordentlich Fahrt auf. Doch sind es mir insgesamt zu viele Ausbrüche, um es noch recht als Spiel mit der Form zu sehen.
Inhaltlich klingt mir das nach der Beschreibung einer nicht allzu gesunden Beziehung, oder sagen wir mal einer Beziehung mit einem nicht allzu gesunden und zudem verwurmten Gegenüber.
Vor das "viel zu tief" würde ich statt des Kommas einen Gedankenstrich setzen. Sonst denkt man entweder, da geht ein neuer Satz los, oder man fragt sich, worauf sich das bezieht.
Das Ganze erinnert mit der Verlockung und den Bändern anstelle der Brotkrümel an den Zweigen an Hänsel und Gretel, wobei das Ich Hanz und Grete zusammen und das Du sowohl Wald als auch Hexe mit Häuschen ist.
Das Ich sucht zunächst in der Beziehung halt, fühlt sich von den Senken und dem Lenken des Du angezogen, ist also eigentlich ausgesprochen unemanzipiert, begibt sich in diese Abhängigkeit und merkt, dass es damit zum einen Freiheit aufgibt, zum anderen setzt die Beziehung bzw. das Du Fäulnis und Ungeziefer an.
Man kann zum einen das so interpretieren, dass das Du schon immer so krank war und das Ich es aufgrund dieser Nähe das erst entdeckt.
Man kann es aber auch so interpretieren, dass das Ich wie eine Art Parasit diese Krankheit des Du erst hervorruft, auch wenn es sich dessen nicht bewusst ist.
Aufgrund der eingangs geklärten Rollenverteilung, das Du als übergeordnete, lenkende und tragende Figur kommt das Ich nicht auf die Idee, das Du zu stützen oder selbst die lenkende Rolle zu übernehmen. Zumindest gibt es im Gedicht keinen Hinweis darauf.
Es sieht nur zu, wie es dort unbeschadet durch kommt.
Nicht unrealistisch, aber - wie gesagt - nicht gerade gesund.
Schöne Sprache übrigens. Gefällt mir nicht zuletzt deshalb und der realitätsnähe gut.
Viele Grüße,
GW
ein schönes Sonett hast Du da gemeißelt.
Es fängt ein mit sieben 5-hebigen Jamben und weiblichen Kadenzen.
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXx <- Hier ist eine 6. Mit Bedacht? Da sprengst Du jedenfalls das erste Mal die Form.
xXxXxXxXxXxXxXxX <- Hier bist Du immernoch im reinen Jambus, aber mit 8 Hebungen und wechselst zu männlichen Kadenzen.
xxXxXxxXxxxXxX <- Hier bricht jetzt auch der Rhythmus auseinander, fängt sich aber zum Schluss wieder. Kann man als Entsprechung zum Verlaufen sehen.
xXxXxXxXxX <- Der letzte Vers der Terzine ist wieder 5-hebig wie zu Beginn.
xXxXxXxXxXxXxXxX <- Wieder die 8 Hebungen, aber rein.
xXxXxXxXxXXxxXx <- Hier weigert sich das "hartnäckig" hartnäckig ins Metrikschema zu passen. Vielleicht eine Alternative dazu?
xXxXxXxXxXx <- Hier die Rückkehr zu der Eingangsversform
Die Ausscherungen aus der klassischen Form sehe ich nicht immer komplett inhaltlich begründet. Bei den 8-hebigen Versen nimmt der Lesefluss jedenfalls ordentlich Fahrt auf. Doch sind es mir insgesamt zu viele Ausbrüche, um es noch recht als Spiel mit der Form zu sehen.
Inhaltlich klingt mir das nach der Beschreibung einer nicht allzu gesunden Beziehung, oder sagen wir mal einer Beziehung mit einem nicht allzu gesunden und zudem verwurmten Gegenüber.
Vor das "viel zu tief" würde ich statt des Kommas einen Gedankenstrich setzen. Sonst denkt man entweder, da geht ein neuer Satz los, oder man fragt sich, worauf sich das bezieht.
Das Ganze erinnert mit der Verlockung und den Bändern anstelle der Brotkrümel an den Zweigen an Hänsel und Gretel, wobei das Ich Hanz und Grete zusammen und das Du sowohl Wald als auch Hexe mit Häuschen ist.
Das Ich sucht zunächst in der Beziehung halt, fühlt sich von den Senken und dem Lenken des Du angezogen, ist also eigentlich ausgesprochen unemanzipiert, begibt sich in diese Abhängigkeit und merkt, dass es damit zum einen Freiheit aufgibt, zum anderen setzt die Beziehung bzw. das Du Fäulnis und Ungeziefer an.
Man kann zum einen das so interpretieren, dass das Du schon immer so krank war und das Ich es aufgrund dieser Nähe das erst entdeckt.
Man kann es aber auch so interpretieren, dass das Ich wie eine Art Parasit diese Krankheit des Du erst hervorruft, auch wenn es sich dessen nicht bewusst ist.
Aufgrund der eingangs geklärten Rollenverteilung, das Du als übergeordnete, lenkende und tragende Figur kommt das Ich nicht auf die Idee, das Du zu stützen oder selbst die lenkende Rolle zu übernehmen. Zumindest gibt es im Gedicht keinen Hinweis darauf.
Es sieht nur zu, wie es dort unbeschadet durch kommt.
Nicht unrealistisch, aber - wie gesagt - nicht gerade gesund.
Schöne Sprache übrigens. Gefällt mir nicht zuletzt deshalb und der realitätsnähe gut.
Viele Grüße,
GW
_____________________________________
Guten Tag, Simone!
Du hamsterst seit langem schon Lob um Lob, so darf ich vielleicht getrost außerhalb der Dir zujubelnden Massen verweilen.
Wie gut oder schön das Sonett auch gestaltet sein mag,
für Otto Normalverbraucher klingt es unheimlich geschwollen und wirkt polyäthylenartig. (Man möge mir jetzt Gunst gewähren und mir verzeihend nicht schlimm grollen.)
Gruß
Joame
Du hamsterst seit langem schon Lob um Lob, so darf ich vielleicht getrost außerhalb der Dir zujubelnden Massen verweilen.
Wie gut oder schön das Sonett auch gestaltet sein mag,
für Otto Normalverbraucher klingt es unheimlich geschwollen und wirkt polyäthylenartig. (Man möge mir jetzt Gunst gewähren und mir verzeihend nicht schlimm grollen.)
Gruß
Joame
Hallo GW
mit deinen X-en gehe ich nicht ganz konform, es gibt in der deutschen Sprache keine zwei aufeinander folgende betonte Silben, und auch keine drei unbetonte in Folge, von daher passt sich das beim Lesen schon automatisch an.
S2V4 hab ich absichtlich verlängert, um die Weite zu verdeutlichen, die das Ich sucht.
ich hab den Text aber noch mal umgebaut, ich war mit den Terzetten auch nicht zufrieden. und du hast recht es war nicht wirklich rund. ich hoffe, es ist jetzt gefälliger.
aber schön, dass das Hänsel und Gretel Thema bei dir angekommen ist, das hatte ich mir auch so gedacht. ja, so eine Beziehung ist sicher ungesund, genau wie zuviel Lebkuchen *g.
Besten Dank und Gruß
Simone
Hi Joame
so ab und zu mag ich es ganz gern mal geschwollen … allerdings bin ich grad zu faul polyäthylenartig nachzugoogeln … also Danke
Gruß
Simone
alt
Du locktest mich dem Frohsinn von der Seite,
mit sanftem Flüstern, hin zu deinen Senken.
Es schien als könntest du, sogar von Ferne,
den allerkleinsten meiner Schritte lenken.
Und ich verwarf die Fragen und Bedenken,
als wollte ich dir mich, nur allzu gerne,
und auch mein makelloses Lächeln schenken.
Beharrlich suchte ich in deiner Enge Weite.
Die Pfade wurden mir bekannt und auch das madige Getier
das sich manchmal, mit mir, so unachtsam in dir verlief
und in dein Dunkel rannte, viel zu tief.
Es blieb die Furcht (ein kleiner Rest), dass ich mich selbst in dir verlier,
so band ich Bänder fest an deine hartnäckigen Zweige.
Doch jeder Vorrat geht einmal zur Neige.
mit deinen X-en gehe ich nicht ganz konform, es gibt in der deutschen Sprache keine zwei aufeinander folgende betonte Silben, und auch keine drei unbetonte in Folge, von daher passt sich das beim Lesen schon automatisch an.
S2V4 hab ich absichtlich verlängert, um die Weite zu verdeutlichen, die das Ich sucht.
ich hab den Text aber noch mal umgebaut, ich war mit den Terzetten auch nicht zufrieden. und du hast recht es war nicht wirklich rund. ich hoffe, es ist jetzt gefälliger.
aber schön, dass das Hänsel und Gretel Thema bei dir angekommen ist, das hatte ich mir auch so gedacht. ja, so eine Beziehung ist sicher ungesund, genau wie zuviel Lebkuchen *g.
Besten Dank und Gruß
Simone
Hi Joame
so ab und zu mag ich es ganz gern mal geschwollen … allerdings bin ich grad zu faul polyäthylenartig nachzugoogeln … also Danke
Gruß
Simone
alt
Du locktest mich dem Frohsinn von der Seite,
mit sanftem Flüstern, hin zu deinen Senken.
Es schien als könntest du, sogar von Ferne,
den allerkleinsten meiner Schritte lenken.
Und ich verwarf die Fragen und Bedenken,
als wollte ich dir mich, nur allzu gerne,
und auch mein makelloses Lächeln schenken.
Beharrlich suchte ich in deiner Enge Weite.
Die Pfade wurden mir bekannt und auch das madige Getier
das sich manchmal, mit mir, so unachtsam in dir verlief
und in dein Dunkel rannte, viel zu tief.
Es blieb die Furcht (ein kleiner Rest), dass ich mich selbst in dir verlier,
so band ich Bänder fest an deine hartnäckigen Zweige.
Doch jeder Vorrat geht einmal zur Neige.
Guten Abend, Simone!
Zu suchen ist nicht nötig, Du weißt ja selbst, es ist außerhalb des üblichen Sprachgebrauches. Dieser ist nur den Benutzern, zu denen auch wir gezählt werden können, vorbehalten. Genauer besehen, scheint sich inhaltlich für mich ein großes Raten zu erübrigen.
In meinem ersten, nun mir selbst spröde wirkenden Kommentar, vergaß ich zu erwähnen, Du hast es doch geschafft ohne Derbheit fein zu umschreiben. Es gibt also nichts zu beanstanden, sogar Lob ob Deiner Geschicklichkeit und Satzbaukunst ist angebracht.
Na, habe ich das wieder geschafft, meine erste Reaktion zumindest zu neutralisieren?
Gruß
Joame
Zu suchen ist nicht nötig, Du weißt ja selbst, es ist außerhalb des üblichen Sprachgebrauches. Dieser ist nur den Benutzern, zu denen auch wir gezählt werden können, vorbehalten. Genauer besehen, scheint sich inhaltlich für mich ein großes Raten zu erübrigen.
In meinem ersten, nun mir selbst spröde wirkenden Kommentar, vergaß ich zu erwähnen, Du hast es doch geschafft ohne Derbheit fein zu umschreiben. Es gibt also nichts zu beanstanden, sogar Lob ob Deiner Geschicklichkeit und Satzbaukunst ist angebracht.
Na, habe ich das wieder geschafft, meine erste Reaktion zumindest zu neutralisieren?
Gruß
Joame
"und streute Ichfragmente unter deine Zweige.
Doch jeder Vorrat geht einmal zur Neige."
Hallo Simone, dein Gedicht gefällt mir jetzt, sowohl das Inhaltliche wie das Formelle, sehr gut. Bis auf die beiden letzten Zeilen. Die sind für mich weder inhaltlich nachzuvollziehen noch finde ich das Wort "Ichfragmente" originell, poetisch oder sonstwie angebracht. Und wieso sollen diese Fragmente irgendwann einmal verloren gehen? Da fand ich den Gedanken mit den Bändern an den Zweigen einfach poetischer, würde aber dann schreiben:
so band ich bunte Bänder fest an deine Zweige...
Allerdings wäre es schön, wenn das Bild vom Baum im Rest des Gedichts noch einmal kommen würde, damit die Zweige nicht so allein in weiter Landschaft stehen.
Na, ja, ich seh schon, das wird wieder zuviel, was zu ändern wäre. Ich wollte dich auch nicht verunsichern..
Gruß von Habibi
Doch jeder Vorrat geht einmal zur Neige."
Hallo Simone, dein Gedicht gefällt mir jetzt, sowohl das Inhaltliche wie das Formelle, sehr gut. Bis auf die beiden letzten Zeilen. Die sind für mich weder inhaltlich nachzuvollziehen noch finde ich das Wort "Ichfragmente" originell, poetisch oder sonstwie angebracht. Und wieso sollen diese Fragmente irgendwann einmal verloren gehen? Da fand ich den Gedanken mit den Bändern an den Zweigen einfach poetischer, würde aber dann schreiben:
so band ich bunte Bänder fest an deine Zweige...
Allerdings wäre es schön, wenn das Bild vom Baum im Rest des Gedichts noch einmal kommen würde, damit die Zweige nicht so allein in weiter Landschaft stehen.
Na, ja, ich seh schon, das wird wieder zuviel, was zu ändern wäre. Ich wollte dich auch nicht verunsichern..
Gruß von Habibi
@Joame
schaffst du doch immer
@Habibi
ich dachte eigentlich spätestens im ersten Terzett wäre es klar, dass der Wald gemeint ist, deshalb auch die Zweige.
mit den Ichfragmenten meinte ich, dass das LI Teile seiner selbst verstreut wie Brotkrumen, um mal bei Hänsel und Gretel zu bleiben und die gehen ja nicht verloren, sondern irgendwann ist einfach nichts mehr übrig bzw hat das LI sich selber komplett aufgegeben/weggegeben/verstreut ... die Bänder hab ich rausgenommen, weil ich die inhaltlich in dem ganzen Wald und Sich-Selbst-Verlieren Geschehen nicht wirklich stimmig fand ... wenn dir ein besseres Wort einfällt, immer her damit
du verunsicherst mich nicht, ich freu mich wenn du dich damit beschäftigst und mir deine Gedanken dazu hierläßt
Besten Dank und Gruß
Simone
schaffst du doch immer
@Habibi
ich dachte eigentlich spätestens im ersten Terzett wäre es klar, dass der Wald gemeint ist, deshalb auch die Zweige.
mit den Ichfragmenten meinte ich, dass das LI Teile seiner selbst verstreut wie Brotkrumen, um mal bei Hänsel und Gretel zu bleiben und die gehen ja nicht verloren, sondern irgendwann ist einfach nichts mehr übrig bzw hat das LI sich selber komplett aufgegeben/weggegeben/verstreut ... die Bänder hab ich rausgenommen, weil ich die inhaltlich in dem ganzen Wald und Sich-Selbst-Verlieren Geschehen nicht wirklich stimmig fand ... wenn dir ein besseres Wort einfällt, immer her damit
du verunsicherst mich nicht, ich freu mich wenn du dich damit beschäftigst und mir deine Gedanken dazu hierläßt
Besten Dank und Gruß
Simone
Hallo Simone,
das mit den Betonungen, die es nicht gibt, finde ich sehr interessant. Da läuft mein Sprachgefühl dann wahrscheinlich irre.
Aber wie betonst Du denn z.B. Teekanne oder Fußpuder?
Oder die Wendungen "Wir treten die Fußbälle ins Tor"?
Ich persönlich komme da mit dieser Es-gibt-keine-zwei-aufeinander-folgende-Betonungen-Regel und der Es-gibt-keine-drei-aufeinander-folgende-unbetonten-Silben-Regel nicht hin.
Gruß,
GW
das mit den Betonungen, die es nicht gibt, finde ich sehr interessant. Da läuft mein Sprachgefühl dann wahrscheinlich irre.
Aber wie betonst Du denn z.B. Teekanne oder Fußpuder?
Oder die Wendungen "Wir treten die Fußbälle ins Tor"?
Ich persönlich komme da mit dieser Es-gibt-keine-zwei-aufeinander-folgende-Betonungen-Regel und der Es-gibt-keine-drei-aufeinander-folgende-unbetonten-Silben-Regel nicht hin.
Gruß,
GW
_____________________________________
Hi GW
ich hab mich da zu unpräziese ausgedrückt. in Prosatexten gibt es das schon, aber nicht in metrischen Texten (um die es hier ja ging), da fügt sich die Betonung, wie gesagt, ein. ich kann das nicht so gut erklären, aber du kannst das hier mal nachlesen, wenn du magst.
Gruß Simone
ich hab mich da zu unpräziese ausgedrückt. in Prosatexten gibt es das schon, aber nicht in metrischen Texten (um die es hier ja ging), da fügt sich die Betonung, wie gesagt, ein. ich kann das nicht so gut erklären, aber du kannst das hier mal nachlesen, wenn du magst.
Gruß Simone
Mich verwirrt das mit der Alternationsregel auch etwas, wenn ich mir die Definition dazu anschaue:
und das mit der Auslegung von Simone verbinde:
Die Regel bezieht sich doch nur auf Komposita, oder liegt das Geheimnis in der vagen Formulierung "besagt unter anderem"? Lev bezieht sich bei ihren nachfolgenden Ausführungen jedoch auf besagte Regel, ohne sich auf Komposita zu begrenzen:
Die Fazits, die sie zieht, berufen sich alle (fehlerhaft abgeleitet?) auf die Regel zur Alternation, also im Grunde nur auf zusammengesetzte Wörter, die sie aber auch auf Einsilber überträgt, oder sehe ich das falsch?
Zitat: |
Die Alternationsregel besagt unter anderem, daß innerhalb eines Wortes zwischen zwei betonten Stammsilben mindestens eine unbetonte Silbe stehen muß. Es können also in einem Wort nicht zwei betonte Stammsilben direkt aufeinander folgen. Somit funktoniert die Ausbildung eines Nebenakzents zwar in dem Dreisilber Gur-ken-glas, nich aber in dem Dreisilber Glas-kas-ten. |
und das mit der Auslegung von Simone verbinde:
Zitat: |
Simone schrieb am 03.08.2008 20:29 Uhr: Hallo GW mit deinen X-en gehe ich nicht ganz konform, es gibt in der deutschen Sprache keine zwei aufeinander folgende betonte Silben, und auch keine drei unbetonte in Folge, von daher passt sich das beim Lesen schon automatisch an. |
Die Regel bezieht sich doch nur auf Komposita, oder liegt das Geheimnis in der vagen Formulierung "besagt unter anderem"? Lev bezieht sich bei ihren nachfolgenden Ausführungen jedoch auf besagte Regel, ohne sich auf Komposita zu begrenzen:
Zitat: |
Alternation von Hebungen und Senkungen (Metrik) Im Unterschied zu prosodischen läuft in metrischen Texten die Abfolge von betonten (Hebungen) und unbetonten Silben (Senkungen) ganz geregelt ab. Im Sinne der Alternationsregel dürfen hier nämlich, abgesehen von Zäsuren und Kadenzen, keine zwei Hebungen direkt aufeinanderfolgen; es muß mindestens eine, und können maximal zwei Senkungen zwischen jeder Hebung stehen. |
Die Fazits, die sie zieht, berufen sich alle (fehlerhaft abgeleitet?) auf die Regel zur Alternation, also im Grunde nur auf zusammengesetzte Wörter, die sie aber auch auf Einsilber überträgt, oder sehe ich das falsch?
mal ein beispiel mit GW's teekanne (der inhalt ist mal bitte ausser acht zu lassen *g)
der peter ist noch ziemlich jung
die teekanne hat einen sprung
xXxxXxxX
xXxxXxxX
oder
peter ist noch ziemlich jung
die teekanne hat nen sprung
XxXxXxX
XxXxXxX
hier sieht man, dass in so einem metrischen text, die worte sich automatisch einfügen, je nach vorgegebenem schema. wenn der text länger ist, wird’s natürlich noch deutlicher.
mit einsilbigen wörtern geht das auch. die passen sich betont oder unbetont ein
peters ball ist rund
das ist nicht gesund
XxXxX
XxXxX
peters ball ist kugel rund
das ist nicht wirklich gesund
XxxXxxX
XxxXxxX
der peter ist noch ziemlich jung
die teekanne hat einen sprung
xXxxXxxX
xXxxXxxX
oder
peter ist noch ziemlich jung
die teekanne hat nen sprung
XxXxXxX
XxXxXxX
hier sieht man, dass in so einem metrischen text, die worte sich automatisch einfügen, je nach vorgegebenem schema. wenn der text länger ist, wird’s natürlich noch deutlicher.
mit einsilbigen wörtern geht das auch. die passen sich betont oder unbetont ein
peters ball ist rund
das ist nicht gesund
XxXxX
XxXxX
peters ball ist kugel rund
das ist nicht wirklich gesund
XxxXxxX
XxxXxxX
Hm, also den folgenden Vers hätte ich nie und nimmer so wie du analysiert:
peters ball ist kugelrund
XxxXxxX<--- Simone
XxXxXxX<--- Maya
Kann man denn ungeachtet der Relevanz und Stammsilben alles so zurechtquetschen, wie man möchte? Das Problem ist einfach, dass ich "Ball" und "kug" betonter ausspreche als "ist".
Aber davon abgesehen, geht es mir um die Frage, ob man aufgrund der Alterantionsregel überhaupt gezwungen ist, die folgende Silbe dreier aufeinanderfolgender unbetonter Silben mit einem (Neben-)akzent zu versehen:
Die Keller waren sicherer gebaut.
xXxXxXxxxX
Wenn ich mich mal auf die Alternationsregel berufe (bzw. auf die oben geposteten Teile), dann wären derartige Konstruktionen eben nicht davon betroffen, sonst würde man doch nicht "innerhalb" eines Wortes etc. betonen, sondern ließe die Sache offen. Verstehste?
peters ball ist kugelrund
XxxXxxX<--- Simone
XxXxXxX<--- Maya
Kann man denn ungeachtet der Relevanz und Stammsilben alles so zurechtquetschen, wie man möchte? Das Problem ist einfach, dass ich "Ball" und "kug" betonter ausspreche als "ist".
Aber davon abgesehen, geht es mir um die Frage, ob man aufgrund der Alterantionsregel überhaupt gezwungen ist, die folgende Silbe dreier aufeinanderfolgender unbetonter Silben mit einem (Neben-)akzent zu versehen:
Die Keller waren sicherer gebaut.
xXxXxXxxxX
Wenn ich mich mal auf die Alternationsregel berufe (bzw. auf die oben geposteten Teile), dann wären derartige Konstruktionen eben nicht davon betroffen, sonst würde man doch nicht "innerhalb" eines Wortes etc. betonen, sondern ließe die Sache offen. Verstehste?
Die Keller waren sicherer gebaut.
xXxXxXxxxX
wenn es sich um einen prosatext handelt, hast du sicher recht. aber bei einem gedicht passt sich der rhythmus doch automatisch an und da gibt es meist mehrere möglichkeiten es zu betonen. bei einer einzigen zeile geht das natürlich nicht bzw betont man eben so wie man meint, das hängt ja auch wieder vom dialekt ab usw. ein bayer betont von natur aus schon anders als ein ostfriese. aber bei einem längeren text ist das meiner meinung nach schon so, dass sich die worte automatisch einfügen.
wenn auch der könig mich des nachts verhaut
im herzen bin ich doch dem knecht verschrieben
die keller waren sicherer gebaut
doch was ist uns davon denn nun geblieben
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxxxX
wenn es sich um einen prosatext handelt, hast du sicher recht. aber bei einem gedicht passt sich der rhythmus doch automatisch an und da gibt es meist mehrere möglichkeiten es zu betonen. bei einer einzigen zeile geht das natürlich nicht bzw betont man eben so wie man meint, das hängt ja auch wieder vom dialekt ab usw. ein bayer betont von natur aus schon anders als ein ostfriese. aber bei einem längeren text ist das meiner meinung nach schon so, dass sich die worte automatisch einfügen.
wenn auch der könig mich des nachts verhaut
im herzen bin ich doch dem knecht verschrieben
die keller waren sicherer gebaut
doch was ist uns davon denn nun geblieben
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
Also, wenn ich mal meine wenig fundierte Meinung dazu beitragen darf: Ich halte es für völlig unsinnig, einen Satz, bloß weil er in einem Gedicht steht, anders zu betonen, als wenn ich ihn in einem Prosatext lese. Im Duden stehen ab und an für Wörter die üblichen Betonungen drin. Bei Wörtern wie z.B. "davon" ist es, glaube ich egal. Die kann ich je nach Kontext davon oder davon betonen. Aber Gartenzaun betone ich Interesse, egal ob in einem jambischen oder daktylischen Gedicht oder in einem Prosatext.
Sobald ich will, dass mein Gedicht sich nicht wie die plappernde Tante Erna beim Blumenschneiden oder ein Kinderabzählreim anhört, bringe ich die natürliche (Prosa) und die lyrische Lesart übereinander. Sonst ist es egal, was ich schreibe. Nur die Silbenzahl muss stimmen. Am besten schreibe ich noch einen Hinweis "Bitte mit Jambus lesen!" daneben, und dann kann's losgehen. Komme, was da wolle.
Und deshalb halte ich diese Regel, wenn sie denn so gemeint ist, in einem Gedicht könne es keine drei unbetonten oder zwei betonten Silben hintereinander geben, für Quatsch.
Aber das ruht nur auf meiner Erfahrung und meinem persönlichen Empfinden und Geschmack.
Grüße,
GW
Sobald ich will, dass mein Gedicht sich nicht wie die plappernde Tante Erna beim Blumenschneiden oder ein Kinderabzählreim anhört, bringe ich die natürliche (Prosa) und die lyrische Lesart übereinander. Sonst ist es egal, was ich schreibe. Nur die Silbenzahl muss stimmen. Am besten schreibe ich noch einen Hinweis "Bitte mit Jambus lesen!" daneben, und dann kann's losgehen. Komme, was da wolle.
Und deshalb halte ich diese Regel, wenn sie denn so gemeint ist, in einem Gedicht könne es keine drei unbetonten oder zwei betonten Silben hintereinander geben, für Quatsch.
Aber das ruht nur auf meiner Erfahrung und meinem persönlichen Empfinden und Geschmack.
Grüße,
GW
_____________________________________
Hi GW
o.k. dann noch ein Beispiel *g:
und unter diesem großen Baum
gleich bei dem grünen Gartenzaun
da haute er mir auf die Fresse
das weckte schnell mein Interesse
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
und dort wo der modrige Gartenzaun steht
wenn endlich mein grünblaues Auge vergeht
da hau ich ihm wuchtig eins auf seine Fresse
das weckt hoffentlich mal sein scheiß Interesse
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
Gruß
Simone
o.k. dann noch ein Beispiel *g:
und unter diesem großen Baum
gleich bei dem grünen Gartenzaun
da haute er mir auf die Fresse
das weckte schnell mein Interesse
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
und dort wo der modrige Gartenzaun steht
wenn endlich mein grünblaues Auge vergeht
da hau ich ihm wuchtig eins auf seine Fresse
das weckt hoffentlich mal sein scheiß Interesse
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
Gruß
Simone
Schönen Tag! Ich sehe es ein bisserl anders.
und unter diesem großen Baum
gleich bei dem grünen Gartenzaun
da haute er mir auf die Fresse
das weckte schnell mein Interesse
xXxXxXxX
xXxXxXxX (angepasste Betonung), ansonst: XXxXxXxX
xXxxXXxXx
xXxXxXxXx
1ok
2ok
3xXxxXxXxXxXx
4xXXxXxxXXxXx
Gruß
Joame
und unter diesem großen Baum
gleich bei dem grünen Gartenzaun
da haute er mir auf die Fresse
das weckte schnell mein Interesse
xXxXxXxX
xXxXxXxX (angepasste Betonung), ansonst: XXxXxXxX
xXxxXXxXx
xXxXxXxXx
Zitat: |
und dort wo der modrige Gartenzaun steht wenn endlich mein grünblaues Auge vergeht da hau ich ihm wuchtig eins auf seine Fresse das weckt hoffentlich mal sein scheiß Interesse xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx |
1ok
2ok
3xXxxXxXxXxXx
4xXXxXxxXXxXx
Gruß
Joame
Hi Joame
sorry, ich hab deinen Kommentar übersehen, ich vergesse immer mein Zeugs zu abonnieren.
genau darum geht es ja, dass man Worte unterschiedlich betonen kann und sich die Betonung dem jeweiligen Text anpaßt.
ich nehm mal das als Beispiel:
das weckt hoffentlich mal sein scheiß Interesse
xXxxXxxXxxXx
XxXxXxXxXxXx
xXXxXXxXXxXx
XxXxxXxXxxXx
gäbe sicher noch mehr Möglichkeiten, aber ich lass es mal dabei. wie man es am Ende aber tatsächlich betont, hängt vom gesamten Text ab. und da ist es so, dass es keine zwei betonten Silben und keine drei unbetonten nacheinander gibt bzw man liest es einfach nicht so ... und natürlich gibt es immer Worte die sich leichter einpassen und welche die sich absolut sperren, aber sonst wär es ja auch gar zu einfach.
Gruß
Simone
sorry, ich hab deinen Kommentar übersehen, ich vergesse immer mein Zeugs zu abonnieren.
Zitat: |
xXxXxXxX (angepasste Betonung), ansonst: XXxXxXxX |
genau darum geht es ja, dass man Worte unterschiedlich betonen kann und sich die Betonung dem jeweiligen Text anpaßt.
ich nehm mal das als Beispiel:
das weckt hoffentlich mal sein scheiß Interesse
xXxxXxxXxxXx
XxXxXxXxXxXx
xXXxXXxXXxXx
XxXxxXxXxxXx
gäbe sicher noch mehr Möglichkeiten, aber ich lass es mal dabei. wie man es am Ende aber tatsächlich betont, hängt vom gesamten Text ab. und da ist es so, dass es keine zwei betonten Silben und keine drei unbetonten nacheinander gibt bzw man liest es einfach nicht so ... und natürlich gibt es immer Worte die sich leichter einpassen und welche die sich absolut sperren, aber sonst wär es ja auch gar zu einfach.
Gruß
Simone
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