#1

Spätsommer

in Natur 21.08.2008 14:51
von Feo (gelöscht)
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Spätsommer




August wird gehn,
mit ihm das seichte,
federleichte Unerreichte:
Rosenblätter, die verwehn.

In den Beeten blühn die blauen
Astern, die den rauen Winden
und der Kälte trotzen, schauen
Staren hinterher.

Durch die Wurzeln, die sie binden,
müssen sie vielleicht nicht finden,
was die Vögel südwärts suchen:
Etwas Wärme und Daheim.

Bleiben wird die feuchte Erde,
Eichenduft, manch späte Beere;
jene herbstzeitlose Schwere
wunder Stunden hängt sich wieder
an die Wolken,

zieht sie nieder,
wie das Blattwerk, Drossellieder,
Menschgesichter. Kühle Tage
enden vage in der Herde
früher Lichter.

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#2

Spätsommer

in Natur 22.08.2008 09:19
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Feo,

bei Naturgedichten tue ich mich mit Interpretationen immer recht schwer. Ich sehe auch auf einem Kaspar David Friedrich Gemälde immer nur Himmel, Bäume, Ruinen, Wiesen und nicht die Französische Revolution.

Was mir bei Deinem Gedicht nur formal auffällt, ist, dass ich die Zeilenschaltung problematisch finde. Dadurch werden die Reime zwar betont, aber der Lesefluss wird ziemlich zerhackstückelt.
Ich würde bei der Zeilenschaltung eher auf einen guten Lesefluss achten und die Reime zu Binnenreimen degradieren. Dann würde es mir zumindest besser gefallen.

Bei der ersten Strophe finde ich das gut so wie es ist, bei der zweiten geht's schon los. Die Zeilenschaltung nach "schauen" behagt mir nicht. Enjambment hin oder her.
Den Paarreim in der dritten Strophe würde ich auch schon aus stilistischen Gründen eher nach innen falten. usw.
So in der Form habe ich ein wenig zu sehr den Eindruck, dass der Inhalt zu beliebig ist und nur den Reimen folgt. Daeshalb würde ich das etwas zerstreuen wollen wie angedeutet.
Aber wie gesagt, ich habe auch kein so rechtes Auge für den Sinn dahinter. Daher ist meine Ansicht ggf. auch nochmal zu relativieren.

Grüße,
GW

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#3

Spätsommer

in Natur 22.08.2008 15:26
von Stigma (gelöscht)
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Hallo Feo,

mir gefällt die Melodie, die dein Gedicht zaubert. Alles sehr schön tänzelnd und leicht. Jedoch geht, wie GerateWohl bereits sagte, dabei der Inhalt etwas verloren. Ich selbst konzentriere mich beim Lesen eher auf eben diese Sprachmelodie, dass ich die Worte gar nicht so schnell begreife.

Ich sehe in diesem Gedicht den Übergang von Sommer nach Herbst, vom leichten schönen zum schwerem grauen.
Aber ich sehe darin noch ein bisschen, ein wenig mehr. MIt dem August vergeht auch die Chance auf etwas Unerreichtes. Was mag das sein? Ich sehe darin den verpassten Strandurlaub: während andere in den Süden davon ziehen, bleibt man selbst daheim bei der familie (->Wurzeln), hat dort seine heimelige Wärme und dennoch sinkt die Stimmung mit den äußeren temperaturen...

Liebe Grüße,
Stigma
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#4

Spätsommer

in Natur 28.08.2008 23:22
von Feo (gelöscht)
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Oha, theoretisch sollten die Reime und ihre Anordnung den Inhalt betonen, nicht zu einem beliebigen Reimbrei zerkochen. Da scheint wohl etwas nicht so ganz hingehauen zu haben. Schade, ich mag den Text ganz besonders.

Da ich absolut nicht der Meinung bin, dass man den "Paarreim" in S3, der schon eine Entsprechung in S2 hat nach innen falten sollte, weil ausgerechnet in diesen Versen die auch durch die Reime betonten Grundsteine des Gedichtes verankert sind, werde ich zwar das Konzept insgesamt noch mal gründlich überdenken, aber keine Reimstreichungen vornehmen und halt Lehren für (beziehungsweise gegen) zukünftige Reimexzesse draus ziehen.

Es ist ein Text um Abschied und Ausharren, um unterschiedliche Lebenseinstellungen, Fernweh und Wurzeln, um die Vergänglichkeit der schönen Rose, die Standhaftigkeit der Aster und um Verlust. Tscha. Man sollte seine eigenen Texte nicht interpretieren. Ab und an kann ich der Versuchung nicht widerstehen.

Vielen Dank für eure kritische Auseinandersetzung mit dem Text und das Feedback; gut, wenn einem aufgezeigt wird, wo man anscheinend ein Stilmittel überstrapaziert hat.

LG, Feo
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