#1

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 02.09.2008 21:24
von Habibi (gelöscht)
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Das sirrende Geräusch eines nahenden Insekts unterscheidet sich in nichts von dem uns, von einheimischen oder anderen europäischen Vertretern dieser Gattung, leidvoll bekannten. Doch hat man das Licht angeschaltet, um den Ruheplatz des Plagegeistes ausfindig zu machen, lässt sich der erste Unterschied feststellen: Man sieht erst einmal nichts. Obwohl in hellen Farben schmucklos getünchte Wände die Suche erleichtern, obwohl sämtliche Altkadaver sorgsam vom gründlichen Personal entfernt wurden, obwohl kein Summton von andauernden Aktivitäten zeugen würde, nirgends – und erst recht nicht im Bereich des Landeplatzes üblicher, einfallsloser mitteleuropäischer Vampire, nämlich im Bereich des Lichtkegels der Lampe - ist der Hauch eines Schattens zu sehen.

Hat man die Abfolge der immer gleichen Schritte – Licht aus, Adrenalin-Senkung, Versuch einzuschlafen, fernes, schließlich näher kommendes Sirren, vergebliche blindwütige Schlafversuche, Licht an, konzentriertes Absuchen aller Wände und der Decke, Schütteln an Vorhängen, Licht aus – häufig genug wiederholt, wird man an irgend einer – gar nicht so versteckten Stelle – fündig. (Wenn es sich nicht um eine Vertreterin der ganz ausgeschlafenen Sorte handelt, die es liebt, sich genau im Schatten der Bettpfosten oder unerreichbar an der vier Meter hohen Decke zu platzieren.) Man greift also voll Vorfreude und stets mit Kontrollblick auf das mit Todesstrafe belegte Objekt, zu einem nahe liegenden Taschenbuch, einer Zeitschrift oder einem Handtuch. Doch hat man sich gerade in die Ausgangsposition der optimalen Annäherung begeben, den Arm langsam, damit das scheue Wild nicht verschreckt werde, erhoben und voll Vorfreude über den nahenden Sieg und auf den dann winkenden redlich verdienten Schlaf, dann – ist die Wand wieder jungfräulich leer. Wohin ist die Mücke entwischt? Vergeblich suchen die vor unterdrückter Müdigkeit überweit offenen Augen die Flächen ab, vergeblich lauschen die auf das sensibelste eingestellten Ohren in die trügerische Stille des Zimmers hinein. Nichts zeugt von dem eben noch kurz vor dem Ende stehenden Kampf. Es ist die Ruhe vor dem nächsten Sturm.

Ist es die Schnelligkeit, die so ganz im Gegensatz zu der seit fünftausend Jahren kultivierten Lebensmaxime ihrer Landesherren steht? Ist es die geringere Größe, die schon fast als Grazilität durchzugehen sich anschickt und zu dem falschen Rückschluss auf mindere Blutrünstigkeit verleitet? Oder ist es eine bei Tieren so niederer Art selten gesehene Intelligenz, vielleicht gar ein ausgeprägter sechster Sinn, der die ungeheure Wendigkeit, bar jeden Ansatzes von Trägheit oder gar Faulheit, begründet, der diesen winzigen Tierchen zum Lebenserhalter wird?

Man möge, wie ich, die Stunden der Nacht, die sonst nutzlos mit vergeblichen Jagden nach doch schnellerem Wild verstreichen würden, zwischen zwei Griffen auf den Lichtschalter, nutzen, um eine Antwort auf die Frage zu finden, was die ägyptische Stechmücke so sehr von der europäischen unterscheidet, die nur eines kann: bei erster Gelegenheit sich vollsaufen, faul und träge auf einem Fleck im Lichtkegel an der Wand verharren und darauf warten, bis sie ihrer gerechten Strafe zugeführt wird.
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#2

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 02.09.2008 22:03
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Cornelia

im ersten Satz steckt ein grober Fehler: "unterscheidet sich in nichts von dem uns von einheimischen".
im übrigen kümmern mich solche Stechmücken nicht. ich lasse sie saugen bis sie satt sind und schlafe wie ein Baby. was mich stört ist dass FRAUEN DAUERND JAGD AUF SIE MACHEN MÜSSEN! da kann doch kein Mensch schlafen! und wenn man trotzdem mal eingenickt ist, dann wird man prompt angerempelt und es heißt garantiert: komm nimm du mal das Handtuch, da hinten in der Ecke komm ich nicht dran, aber schnell sonst fliegt sie gleich wieder weg ...

e-Gut
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#3

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 02.09.2008 22:14
von Habibi (gelöscht)
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Hallo Alcedo, ich verstehe nicht, wo du den Fehler siehst. Kannst du das bitte konkretisieren?

Gruß Cornelia
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#4

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 02.09.2008 22:33
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
"von den bei uns einheimischen" müsste es heißen, oder?

edit:
achso, sorry, "in nichts" das "in" hatte ich überlesen. auf jeden Fall fehlen aber einige Kommas. und der Satz ist definitiv zu kompliziert für Leute die sonst mit den Hühnern ins Bett gehen...

gutenacht
Alcedo

e-Gut
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#5

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 03.09.2008 17:54
von Habibi (gelöscht)
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Hallo Alcedo, man könnte evtl. einen Satzteil in Kommas setzen, was ich gerade zum besseren Verständnis getan habe.

Gruß Cornelia
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#6

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 04.09.2008 10:04
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Habibi,

die Schilderung der Aktivitäten des müden, schlafhungrigen Menschen, der von der schlauen Mücke geärgert wird, ist ganz witzig, doch sind mir die Sätze viel zu verschachtelt. Tipp: Mach kürzere Sätze. Das macht das ganze wesentlich spritziger.

Der Einstieg irritierte mich etwas: "Das sirrende Geräusch eines sich nahenden Insekts..." Da steht weder, dass es sich auf die Spezies aus dem Titel beziehen würde, noch um welche Art es sich handelt. Daher verwirrt mich dann die Abgrenzung zu der heimischen Spezies, die mit etwas sehr vielen Adjektiven versehen ist. Nirgendwo steht, dass es sich bei dem sich nahenden Insekt nicht um eine heimische Spezies handelt.
Wie gesagt, im Ansatz witzig. In der Ausführung meiner Meinung nach zu geschraubt formuliert.

Grüße,
GerateWohl

_____________________________________
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#7

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 04.09.2008 12:32
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
ja, ein einfacherer Einstieg wäre wahrscheinlich von Vorteil.

Das leidvoll bekannte, sirrende Geräusch des sich nahenden Angreifers unterscheidet sich nicht von jenem einheimischer Schnaken. So sirrt es auch am Rhein, im Spreewald und am Bodensee. Doch hat man, am Nil, das Licht eingeschaltet ... so in etwa würde ich mir das vorstellen.

auch "in hellen Farben" würde ich aus dem letzten Satz des ersten Abschnitts streichen. das ist doch nicht zwingend nötig, nicht wahr? und der Satz bleibt noch lang genug. aber zumindest diesen langen Schachtelsatz kann ich nachvollziehen: hier wird die lange Suche nach dem Störenfried verdeutlicht.

aber das Stilmittel sollte nicht überstrapaziert werden.

Gruß
Alcedo

e-Gut
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#8

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 04.09.2008 12:47
von Pog Mo Thon (gelöscht)
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Das Wichtigste wurde gesagt, der grobe Fehler des ersten Satzes jedoch bis jetzt - wie die Mücke - nicht ausgemerzt. Etwas kann nahen oder sich nähern aber niemals sich nahen.

Zur Ausführung wurde gesagt, dass du mitunter etwas verschraubt bist. Mich störte das etwas weniger, weil ich dank meiner überragenden Intelligenz auch solchen Sätzen folgen kann. Störender fand ich, dass sich so gar kein Clou fand und der ganze Text dann am Ende etwas unmotiviert wirkt. Da hätte ich mir an deiner Stelle einfach irgend etwas ausgedacht, was dieses hochintelligente und alerte Fliegzeug am Ende auf nappelige Weise erledigt, allerdings erst nachdem die Autorin gestochen wurde.

Und zu Alcedo sei gesagt: Ich halte das genau so, aber das ist kein Rat für zartere Wesen, bei denen Mückenstiche vielleicht beulenpestartig auswuchern. Nicht jeder hat das Glück, das so ein Mückenstich am nächsten Morgen schon gar nicht mehr zu sehen, geschweige denn zu spüren ist.
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#9

Würdigung der ägyptischen Stechmücke

in Kommentare, Essays, Glossen und Anekdoten 06.09.2008 09:45
von Habibi (gelöscht)
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Hallo Nizza, jetzt endlich habe ich verstanden, was im ersten Satz nicht stimmt und du hast natürlich recht, ich habe es sofort geändert. Wegen des Schlusses bin ich unschlüssig. Ich betrachte diesen Text nämlich nicht als Kurzgeschichte, wo ich i.d.R. am Schluss etwas pointenmäßiges einbaue bzw. wo der Schluss für mich, zusammen mit dem Anfang fast das Wichtigste überhaupt ist, sondern es war eine - bei geschilderter Gelegenheit entstandene - kurze Betrachtung eben dieses oft vergeblichen Unterfangens. Und deshalb möchte ich auch gar nichts am Schluss ändern. Es soll etwas Resignatives haben, das man vielleicht auch im übertragenen Sinn sehen kann so nach dem Motto: finde dich besser mit Dingen ab, die du sowieso nicht ändern kannst, das spart Energie und Ärger. Da gibt es auch einen schönen Satz eines berühmten Menschen, der mir aber gerade nicht geläufig ist, zu dem Thema.

Hallo Alcedo, dein Textvorschlag für den Einstieg finde ich gar nicht schlecht. Ich werde darüber nachdenken. Allerdings muss ich grundsätzlich zu geschraubten Sätzen sagen, dass ich das gerade deshalb getan habe, um dieser doch sehr alltäglichen Begegenheit eine gewisse - eigentlich unangebrachte und unpassende - Erhöhung durch die Sprache zu verschaffen. Fand ich einfach irgendwie witzig und komischerweise sind mir die Sätze auch gleich von Anfang an so in den Sinn gekommen. Ich folge dann meist meinem Gefühl und gehe den Inspirationen nach.

Wegen der hellen Farben, das würde ich schon wichtig finden, weil jeder, der einmal eine Mücke gejagt hat, weiß, dass es fast unmöglich ist, diese auf gemusterten Tapeten u.ä. zu entdecken. Ich wollte damit sagen, dass es eigentlich von den Voraussetzungen her ganz einfach wäre, diese Mücke zu schlagen.

Grundsätzlich danke ich allen Kommentatoren aber für ihre Auseinandersetzung mit dem Text und werde, sobald ich mehr Zeit habe, als jetzt, noch einmal drüber gehen und sicher die ein oder andere Sache noch ändern.

Gruß von Habibi
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