#1

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 17:00
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte


    verwachsen


    Ich weiss noch, als ich mir den Arm gebrochen,
    und wie du mich ins Tal getragen hast.
    Du hast nach Schweiss und Trost und Held gerochen:
    Ich war dir sicher oftmals eine Last.

    Und nie vergesse ich den Orient-Bazar,
    als ich verzweifelt durch die Gassen lief,
    inmitten Riesen deinen Namen rief,
    da zog mich deine Hand aus jener Geisterschar.

    Wir lernten nie Gefühle auszutauschen,
    selbst jetzt erzählst du praktisch nichts von dir.
    Und während wir uns mit den Augen lauschen,
    erscheint die Arztvisite in der Tür.

    Ich drück dich kurz, mein Lächeln wirkt gezwungen,
    die Schwester tippt nervös mit ihrem Schuh.
    Vorm Haus zieh ich den Rauch in meine Lungen
    und lasse endlich meine Tränen zu.



    © Margot S. Baumann





    1. Version:

    verwachsen


    Ich weiss noch, als ich mir den Arm gebrochen,
    und wie du mich ins Tal getragen hast.
    Du hast nach Schweiss und Trost und Held gerochen:
    Ich war dir sicher oftmals eine Last.

    Und nie vergess ich unsren Sommerurlaub,
    als ich verzweifelt durch die Gassen lief,
    und dieses Glück – im wüstenheissen Feinstaub –
    dich zu erblicken, der laut nach mir rief.

    Wir lernten nie Gefühle auszutauschen,
    selbst jetzt erzählst du praktisch nichts von dir.
    Und während wir uns mit den Augen lauschen,
    erscheint die Arztvisite in der Tür.

    Ich drück dich kurz, mein Lächeln wirkt gezwungen,
    die Schwester tippt nervös mit ihrem Schuh.
    Vorm Haus zieh ich den Rauch in meine Lungen
    und lasse endlich meine Tränen zu.



Die Frau in Rot

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#2

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 17:20
von Habibi (gelöscht)
avatar
Hallo Margot, wieder mal ein sehr schönes Gedicht. Etwas schwierig, die letzte Zeile der 2. Strophe in den Rhythmus zu bringen, aber beim 2. Lesen hats schon besser geklappt.

Liebe Grüße von Habibi
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#3

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 17:54
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte

Zitat:

Margot schrieb am 06.09.2008 17:00 Uhr:


    verwachsen


    Ich weiss noch, als ich mir den Arm gebrochen,
    und wie du mich ins Tal getragen hast.
    Du hast nach Schweiss und Trost und Held gerochen:
    Ich war dir sicher oftmals eine Last.

    Und nie vergess ich unsren Sommerurlaub,
    als ich verzweifelt durch die Gassen lief,
    und dieses Glück – im wüstenheissen Feinstaub –
    dich zu erblicken, der laut nach mir rief.

    Wir lernten nie Gefühle auszutauschen,
    selbst jetzt erzählst du praktisch nichts von dir.
    Und während wir uns mit den Augen lauschen,
    erscheint die Arztvisite in der Tür.

    Ich drück dich kurz, mein Lächeln wirkt gezwungen,
    die Schwester tippt nervös mit ihrem Schuh.
    Vorm Haus zieh ich den Rauch in meine Lungen
    und lasse endlich meine Tränen zu.



    © Margot S. Baumann


immer dieser Qualm. da tränen die Augen ja schon von allein.

hallo Margot

am Anfang fand ich es witzig, dass manche sich tragen lassen, auch wenn nicht die Beine gebrochen sind.

im Mittelteil begann ich ernsthaft Alternativen zu der Holperzeile zu suchen, so dass ich fast vergass weiterzulesen.

das zweite betonte "nie" in S3Z1 schlug die melodramatische Lesart an. ich will mich noch darüber lustig machen, dass jetzt mit den Augen gelauscht wird, wo vorhin doch schon der Suchende Held mit den Ohren erblickt wurde, dann kommt die letzte Strophe und mein Lächeln verschwindet mit einem Schlag: die trifft ins Schwarze. selbsteinschätzender Tenor, Perspektive, komprimierte Verdichtung - alles passt, punktgenau. und da bin ich wieder beeindruckt. das hat Klasse und wertet mit einem Schlag rückwirkend alles auf.

Vorschlag für die Holperzeile:

"zu hören/zu sehen dich, der lauthals nach mir rief."

Gruß
Alcedo

e-Gut
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#4

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 18:00
von axolotl
Hallo Margot,

das Text sagt mir ob der Thematik nicht sonderlich zu, aber das muss er auch nicht, um sagen zu können, dass das Gedicht handwerklich eine gute Arbeit ist (*kleine Stolpersteine mittig außen vor).

Auch wenn ich mich so langsam als Knötterfunzel oute, habe ich dennoch aber gleich einstiegs ein Problem:

"Ich weiss noch, als ich mir den Arm gebrochen,
und wie du mich ins Tal getragen hast [...]"

Die grammatikalische Zusammenführung von Z1 und Z2 über den Verbverbund wäre einwandfrei möglich, wenn Du statt 'ich mir' ein 'du dir' verwandt hättest (vgl. gebrochen hast / getragen hast). Hier ist aber vom lyr. ich/du die Rede und letztlich unterscheidet sich das zweiteilige Verb der ersten Zeile von dem der zweiten Zeile personal, da Z1 ein '[...]habe', Z2 jedoch ein '[...]hast' verlangt. Das geht für mich nicht ohne weiteres zusammen und wirft den ansonsten angenehm unbeschwerlichen Fluß des Textes (*) faltig auf.

Nun könnte man diese Stelle auch als (zwangs)poetisierte Formulierung ansehen, die dem Reim geschuldet ist und schlicht ein "als ich mir den Arm gebrochen" solitär begreifen - möglich, ein wenig umständlich, aber im Sinne älterer Sprachkonstrukte legitim.

Frage ist aber: Paßt das in diesem Falle auch zum Text? Nein. Vergleicht man Grammatik und Syntax, so fehlt es dieser Stelle - und wenn man sie nicht als fehlerhaft, sondern als poetisiert begreift - an Leichtigkeit, die das Gedicht ansonsten nicht missen läßt. Das ist überaus schade.

Der Sinnfischer wird nun anführen, dass das 'gebrochen' hier durchaus auch einen Bruch als solches verträgt, es sogar sinnvoll wäre, aber implizierte Flaschheit (und die wird durch das Satzgefüge angedient, ob man will oder nicht) ergibt für mich weniger Sinn, Bedeutungsschwangerschaften hin oder her: es ist recht plump.

Das nur als kritische Anmerkung. Vielleicht sinnierst über den Einstieg nochmal.

Grüße
axo
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#5

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 18:57
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Holla, Ihr seid ja flink! Ich wollte noch den Arm in ein Bein umwandeln, weil da zuerst was anderes stand, aber kam dann - mit meiner geklöppelten Leitung - nicht mehr rein.

Aber Ihr habt das natürlich gleich gecheckt (@ Alcedo).

@ Cornelia
Freut mich, wenn es Dir zusagt. Und ja, diese Stelle ... ich hab da lang herumgedoktert ... letztendlich wusste ich selbst nicht mehr, wie, wer und was. Da dachte ich mir, lass die Leinen los, evtl. wird ein Tümpler einen Geistesblitz haben.

@ Alcedo
Wie gesagt, ich meinte eigentlich Bein. Doch man kann ein Kind ja auch tragen, wenn es den Arm gebrochen hat. Ich bin da nicht sehr kleinlich.
Für den Tipp zur Holperstelle schon mal Dank. Ich muss mir das nochmals ansehen. Im Moment bin ich aber schon froh, wenn ich einen Kommentar schreiben kann, ohne gleich rauszufliegen. Mit hin und her Switchen ist schon mal Essig.
Und danke für die Klasse ... so Themen balancieren ja auch immer etwas am Kitsch entlang ... und das wollte ich eigentlich vermeiden.

@ axo
Was ist denn bitte ein Knötterfunzel? Klingt irgendwie eklig ... aber im Moment soll Sich-Outen ja in sein, also nur zu.

Ich weiss, dass es eigentlich habe/hast heissen müsste, aber trotz der falschen Grammatik, kann ich damit leben, wenn es mir angekreidet wird. Irgendwo im Hinterkopf hält sich bei mir auch immer noch die Regel, dass sich das Verb dem näheren Subjekt anpasst. Vermutlich ist die aber bereits seit zwanzig Jahren nicht mehr gültig. Und Deine Argumente klingen so profimässig, da will ich - als Laie - gar nicht widersprechen.
Anyway ... sollte mir noch was besseres einfallen, werde ich es natürlich einfügen. Im Moment hat die Staub-Stelle jedoch Vorrang, weil ich mit der nicht ganz zufrieden bin, aber danach werde ich sinnieren ... oh ja, und wie ich das tun werde! Schliesslich will man ja nicht als plump dastehen.

Habt Dank fürs Kommentieren und die hilfreichen Tipps.
Gruss
Margot

Die Frau in Rot

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#6

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 19:17
von Pog Mo Thon (gelöscht)
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Hallo Margot,

hinsichtlich des sich anpassenden Verbs bin ich bei dir. Ich meine zudem, dass sich das ohne Bruch lesen und begreifen lässt und wie von selbst fügt. Ich stockte da nicht einmal, sondern fand das sogar ganz elegant. Auch darüber, dass ein Kind selbstverständlich vom Berg getragen wird, wenn es sich einen Arm gebrochen hat, kann sich nur wundern, wer sich als Kind noch nie den Arm gebrochen oder keine Kinder hat oder beides. Ehrlich, da schüttele ich nur den Kopf. Das Bein ließe alles konstruiert wirken, so aber wirkt es wahr und das ist eine deiner ganz großen Stärken, liebe Margot, die würde ich mir nicht nehmen lassen.

Auch in der zweiten Strophe ließe ich den Urlaub Urlaub und den Feinstaub Feinstaub bleiben, durch die Kreuzreimerei tut sich das nichts. "Und dieses Glück", das finde ich nicht so toll, "wie froh ich war" wäre da viel besser, weil es sich auch harmonischer an den Strophenanfang anpasste. Wenn ich ehrlich bin, stolperte ich da aber auch nicht, sondern nur in Zeile 4 dieser Strophe. Die MUSS tatsächlich umgeschrieben werden.

Wenn man die aber passiert hat, vergisst man den Rumpler gleich wieder, denn die beiden letzten Strophen sind wieder einmal Baumann at her best: Schnörkellos, geradeaus, sowohl semantisch, als auch inhaltlich, beschreibst du eine Szene, die miterleben und nachfühlen lässt, wie das ist. Der einstmals übermächtige, als Held verehrte, stets rettende und schützende Vater, den man dafür liebt, mit dem man aber nicht gemeinsam groß geowrden ist, der ist nun schwach und sterblich. Und du machst daraus eine stumme, nüchterne und dennoch ergreifende Szene, bei der man eben seinen eigenen Gedanken und Gefühlen nachhängen kann. Ich kann das nur bewundern. Das ist eine poetisch schlichte Bescheidenheit, die gleichzeitig Größe zeigt.

Es gefällt mir daher sehr gut. Den Titel finde ich seltsam, auch und gerade klein geschrieben. Was das angeht, bin ich von dir Überzeugenderes gewohnt.

Liebe Grüße
Mattes
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#7

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 19:29
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
ach, Vater! ich sollte mich schämen, nicht mal ansatzweise in diese Richtung gedacht zu haben. aber ich denk mal, Schuld hat die Autorin. wozu ist schließlich eine Überschrift da: nenns doch Daddy.

e-Gut
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#8

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 19:35
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Mattes

Du glaubst es nicht, jetzt muss ich (auf meine alten Tage hin) – wie dazumal, als das Internet erfunden wurde – Seiten herauskopieren, damit ich Antwort geben kann. Ich entwickle mich vermutlich zurück.

Du, der mir mal einen Hang zum Elegischen vorgeworfen hast – jaja, das habe ich nicht vergessen! , und mir jetzt kein: sentimentales Gebrabbel! ... um die Ohren haust, Dir werde ich vermutlich ein Mädchenbier offerieren. Im Ernst, das freut mich natürlich sehr, dass Du dem Text etwas abgewinnen kannst.

Ich werde mir natürlich auch Deinen Tipp zu Herzen nehmen, und an besagter Stelle die Feile ansetzen. Der Interpretation habe ich nichts hinzuzufügen ... bei mir weiss man ja meist ohnehin, worum es geht... *g Besten Dank.

Zum Titel vielleicht noch was. Ja, ich hau Euch immer wieder um die Ohren, dass Ihr originellere Titel wählen sollt. Deshalb muss ich diese Rüge wohl hinnehmen. Ich dachte mir – mit dem ‚verwachsen’ – einfach Folgendes: verwachsen / der Bruch ... verwachsen / verwandt ... verwachsen / die unausgesprochenen Gefühle ... verwachsen / die fehlende Kommunikation ... verwachsen / die heimlichen Tränen

Du siehst, gedacht habe ich mir schon was dabei, aber vermutlich war’s das Falsche.

Nochmals merci und syk
Margot



@ Alcedo
Ach, wie uncool!

Die Frau in Rot

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#9

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 19:41
von Pog Mo Thon (gelöscht)
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Oha, ich wusste, dass du dir etwas dabei gedacht hattest und falsch ist das alles nicht, aber irreführend bei mir als Leser. Denn da ist ja gar nichts verwachsen, das ist einfach nicht weiter gewachsen, das ist ein Stumpf geblieben und aus dem purzeln jetzt die Tränen heraus. "Stumpf", das wäre ein Titel!

Im Ernst: Du weißt, ich erwähnte das häufig genug, wie dankbar ich dir für diese damalige Lektion hinsichtlich der Titelgebung bin. Du warst und bist mir da weiterhin Vorbild.
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#10

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 20:00
von axolotl
Hallo Margot,

das Verb sei mit Dir Man kann es so halten, wie Du angeführt hast. Und wie ich ja selbst angemerkt habe, ist die Leseweise solitär auch legitim, für mich aber wenig elegant, falsch impliziert, wenn auch kein wirkliches Drama.

Eine Knötterfunzel ist übrigens ein weiblicher Konrinthenkacker.

Grüße
axo

edit: ist Dir "Kallus" als Titel zu medizinisch?
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#11

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 21:18
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Abend, Margot!

Schnell gelesen vermittelt Dein Gedicht einen guten Eindruck und erinnert an die von Dir wohlbekannte Art,
die nicht von nüchterner sachlicher Aussage ist, sondern von Feinheiten, Stimmung und Gefühlen geprägt wird.
Näheres Hinsehen zeigt den Punkt auf, der bereits angesprochen wurde.
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX

Grob gesagt, muß die Betonung hier etwas vergewaltigt werden,
um ins Schema zu passen.
Mit mehrmaligem Lesen, nahm das Gefallen am Gedicht zu (erwähnte Stelle ausgenommen).
Sogar die Stelle zu Beginn wäre kein Problem (Arm klingt zwar weicher und feiner als Bein, wirft aber das Problem der Logik mit Tragen auf - bei überbesorgten Liebenden jedoch auch verständlich.)

Resümee: es verbleibt die Stelle, die doch auffällig ist und nicht so stehen bleiben sollte.
Ich bin unsicher, ob diese Änderung zusagen bzw. passen würde:

und dieses Glück – im wüstenheissen Feinstaub –
da sah ich dich, der lauthals nach mir rief
.

(mag ein wenig übertrieben sein das 'lauthals', ev. auch suchend/sorgend)

Gruß
Joame


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#12

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 21:44
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
@ Mattes
Oh, ein Vorbild! Ich fühle mich gepinselt! Aber auch im Ernst. Obwohl ich für originelle Titel bin, dürfen sie - für meinen Geschmack - auch nicht zu bemüht sein. Sicher ist ein Hippolyte zuweilen passend, aber wenn's ein Peter auch tut... Aber gut, ich gehe mal in mich. *g

@ axo
Danke, Yoda, wieder was gelernt. Bei uns heissen die 'Tüpflischisser'. Was ein Kallus ist, muss ich erst googeln. Aber das klingt echt verwegen.

@ Joame
Je sais, es ist eine üble Stelle. Ich habe mich jetzt ein wenig damit beschäftigt und folgende Alternative verfasst:

Und jener Sommertag im Wüstensand,
als ich verzweifelt durch die Gassen lief,
da war es deine dargereichte Hand,
die Anker war, dieweil ich ängstlich rief.


Vielleicht ist die ja besser ... sie ist, zugegeben, etwas religiös/antik angehaucht, aber das passt ja zu mir.

Dir auch einen recht herzlichen Dank fürs Vorbeischauen und Kommentieren.

Beste Grüsse
Margot

Die Frau in Rot

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#13

verwachsen

in Diverse 06.09.2008 22:13
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Meiner Ansicht nach ist dieser Anker zu viel und das Gedicht wirkt richtig überladen. Nicht böse sein!

Gruß
Joame
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#14

verwachsen

in Diverse 07.09.2008 10:05
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Okay und nö, ich bin Dir nicht böse. Ich lass es jetzt einfach mal ne Weile ruhn. Manchmal hat man später einen besseren Blick dafür.

Die Frau in Rot

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#15

verwachsen

in Diverse 07.09.2008 11:38
von Habibi (gelöscht)
avatar
Hallo Margot, interessant, ich hätte auch eher auf den Geliebten als auf den Vater getippt, nun ja, so kann man sich täuschen, vielleicht wäre da doch in der Überschrift ein kleiner Hinweis darauf nicht schlecht. Mit der ersten Zeile hatte ich übrigens kein Problem, ich finde, das sollte unter der Rubrik "dichterische Freiheit" möglich sein. Und ich bin nicht mal über den Arm gestolpert, also muss es selbst unter der Annahme, es handelte sich um einen Erwachsenen, zumindest nicht so unglaubwürdig sein.

Liebe Grüße von Habibi
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#16

verwachsen

in Diverse 07.09.2008 12:16
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Cornelia

Ja, vermutlich sollte ich - wenn ich denn wollte, dass man den Bogen zum Vater spannen kann - einen Hinweis einbauen. Ich denke aber, wenn das Gedicht auch mit dem/einem Geliebten "funktioniert", ich den Leser nicht unbedingt in meine Richtung stossen muss. Verschiedene Lese- und Sichtweisen sind ja auch immer ein Plus, nicht wahr? Und bis jetzt ist mir auch noch nichts besseres eingefallen.

Hier nun mein nächster Versuch für die 2. Str. Vielleicht drückt die ja noch etwas deutlicher aus, dass es sich um ein Kind handelt.

Und nie vergesse ich den Orient-Bazar,
als ich verzweifelt durch die Gassen lief,
inmitten Riesen deinen Namen rief,
da zog mich deine Hand aus jener Geisterschar.


... und ja, sie bricht das Schema und die Silbenzahl; natürlich alles bewusst und gewollt.

Danke für das nochmalige Statement. Ich denke auch, dass ich den Arm drin behalten werde.

Gruss
Margot

Die Frau in Rot

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#17

verwachsen

in Diverse 07.09.2008 12:59
von Habibi (gelöscht)
avatar
Hallo Margot, auf keinen Fall! Da ist das schon besser:
Und jener Sommertag im Wüstensand,
als ich verzweifelt durch die Gassen lief,
da war es deine dargereichte Hand,
die Anker war, dieweil ich ängstlich rief.

Auch, wenn nicht klar wird, dass es sich um ein Kind handelt. Aber wenn es dir als Autorin gar nicht so wichtig ist, dass der Leser das mitkriegt, ist es doch auch o.k. so.
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#18

verwachsen

in Diverse 07.09.2008 16:19
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Nein, mir ist das meist nicht wirklich wichtig, ob meine Intention durchscheint, oder ob der Leser das liest, was ich im Grunde vermitteln wollte.
Natürlich ist es schön, wenn Senden/Empfangen auf der gleichen Wellenlänge funktionieren, aber wenn jemand etwas ganz anderes herauslesen kann, dann freut mich das auch bzw. zeigt das doch ein gewisses Mass an Flexibilität ... seitens des Textes.

Ich selbst lasse mir auch - bei anderen Texten - meine Bilder nicht korrigieren, wenn der Autor mir seine erklärt. Weil ich meistens meine schöner finde.

Also ich lass diese 2. Strophe - wie gesagt - mal etwas ruhen ... ist wie beim Wein.

Die Frau in Rot

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