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Hafis (1320 - 1390)

in Rumpelkammer 14.09.2008 11:33
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Als der Lichtglanz deiner Anmut
   sich enthüllte vor der Zeit,
Da entsprang der Liebe Lohe,
   Feuer zündend weltenweit.

Engel schauten deine Schöne
   ohne Fühlen an; entbrannt
Schleuderte die Liebe Flammen
   tief in Adams Menschlichkeit.

Seinen Docht am Licht zu zünden,
   strebte der Verstand; sogleich
Zückte Liebe eifersüchtig
   Blitze, warf die Welt in Streit.

Dem geheimen Schauplatz nahte
   der Betrüger; doch es stieß
Eine Faust aus dem Verborgnen
   ihn zurück, der ungeweiht.

Mögen andre ihre Lose
   wählen, wie die Lust sie heißt;
Ich, des Herz in Leid erfahren,
   wähle dieses Los voll Leid:

In den Abgrund Deines Grübchens
   stürzt mich Sehnsucht, doch im Sturz
Hoff ich, Deiner Locken Ringe
   hältst Du mir zum Heil bereit!

Hafis schrieb an jenem Tage
   Deiner Liebe Wonnelied,
Da er strich im Lebensbuche,
   was das Herze sonst erfreut.


(Ghasel von Hafis übertragen durch Johann Christoph Bürgel)

Hafis verwendet in der vorletzten Zeile angeblich das Wort "tarabname" = "Buch der Lust" oder "Lustbuch"


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