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Mitternacht
Perlende, flirrende Schatten
Der Nacht. Das offene Fenster,
Ein Hauch von Herbstkühle
Auf den Laken.
Himmel, wolkenschwarz,
Er streunt dem Mond ins Gesicht.
Da ist jenes lichtlose Licht, Unlicht,
Schwer zu bedichten.
Dein Atmen. Du träumst.
Ein Vergewissern, kleine Angst,
Du könntest mich verlassen,
Unversehens, mitternachts.
Perlende, flirrende Schatten
Der Nacht. Das offene Fenster,
Ein Hauch von Herbstkühle
Auf den Laken.
Himmel, wolkenschwarz,
Er streunt dem Mond ins Gesicht.
Da ist jenes lichtlose Licht, Unlicht,
Schwer zu bedichten.
Dein Atmen. Du träumst.
Ein Vergewissern, kleine Angst,
Du könntest mich verlassen,
Unversehens, mitternachts.
Hallo Renee,
um ehrlich zu sein, hatte ich mir nach dem Titel nichts großes versprochen, eher so etwas nettes, Kleines, zum Nebenherlesen. Aber ich bin überrascht worden.
Insbesondere die ersten zwei Strophen haben es mir sehr angetan. Sehr treffend diese Nachtstimmung eingefangen, wenn einer liegt und schläft, der andere aber wacht und starrt und nicht schlafen kann, weil es zu schön, zu schlimm ist.
Die dritte Strophe allerdings fügt sich für mich nicht ganz so angenehm in den Lesefluss, was vor allem an dem Dein/Du/Du liegt. Die beiden letzten Verse sind, in ihrer Einfachheit, durchaus stimmig. Die beiden ersten halte ich dagegen für überarbeitungsbedürftigt.
Durch die zwei Punkte in der ersten Zeile entsteht etwas abgehacktes, was sich in das ruhige Bild nicht fügen mag. Es könnt dadurch zwar die Angst begründen, jedoch vermute ich, dass die Lesart eher eine unbegründete Angst sein sollte.
Die zweite Zeile "Ein Vergewissern, kleine Angst" missfällt mir sehr, zum einen weil ich das Vergewissern in keiner Weise mit dem Folgenden zu verbinden mag, zum anderen, weil 'kleine Angst' in meinen Ohren irgendwie albern klingt. Angst ist doch immer irgendwie etwas überwältigendes. Ich würde als Ersatz zu 'Sorge' mit einem anderen Adjektiv tendieren.
Insgesamt also: sehr gerne gelesen, ein bisschen zum mosern findet sich ja meist.
Liebe Grüße,
Rabenmaedchen
um ehrlich zu sein, hatte ich mir nach dem Titel nichts großes versprochen, eher so etwas nettes, Kleines, zum Nebenherlesen. Aber ich bin überrascht worden.
Insbesondere die ersten zwei Strophen haben es mir sehr angetan. Sehr treffend diese Nachtstimmung eingefangen, wenn einer liegt und schläft, der andere aber wacht und starrt und nicht schlafen kann, weil es zu schön, zu schlimm ist.
Die dritte Strophe allerdings fügt sich für mich nicht ganz so angenehm in den Lesefluss, was vor allem an dem Dein/Du/Du liegt. Die beiden letzten Verse sind, in ihrer Einfachheit, durchaus stimmig. Die beiden ersten halte ich dagegen für überarbeitungsbedürftigt.
Durch die zwei Punkte in der ersten Zeile entsteht etwas abgehacktes, was sich in das ruhige Bild nicht fügen mag. Es könnt dadurch zwar die Angst begründen, jedoch vermute ich, dass die Lesart eher eine unbegründete Angst sein sollte.
Die zweite Zeile "Ein Vergewissern, kleine Angst" missfällt mir sehr, zum einen weil ich das Vergewissern in keiner Weise mit dem Folgenden zu verbinden mag, zum anderen, weil 'kleine Angst' in meinen Ohren irgendwie albern klingt. Angst ist doch immer irgendwie etwas überwältigendes. Ich würde als Ersatz zu 'Sorge' mit einem anderen Adjektiv tendieren.
Insgesamt also: sehr gerne gelesen, ein bisschen zum mosern findet sich ja meist.
Liebe Grüße,
Rabenmaedchen
#3
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Mitternacht
in Liebe und Leidenschaft 03.11.2008 15:30von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Renee!
Zur Faszination eines Gedichtes
muß der Leser beitragen, sonst gelingt es nicht.
Auf elegante Art hätte ich es zuerst abtun wollen,
schreiben, wie der Hauch von Herbstkühle
auf dem Laken mit Vorstellungen einhergeht,
ansonsten aber weniges mich anspricht.
Dann strapazierte ich meine Vorstellung energischer,
verlangte ihr ab, in die Dunkelheit zu blicken,
bis man nicht mehr weiß, ob man sieht oder nicht, ob es
die absolute Schwärze ist oder ob nicht Partikel wie
Glühwürmchen tanzen, die man vermeint, beim Schwirren
singen zu hören - bei diesem Starren in die Nacht.
Wenn mir auch die Bemerkung, wie schwer zu bedichten
dieses von Dir bezeichnete Unlicht ist, nicht zusagt,
so kenne ich dieses diffuse kühle Leuchten, das die Phantasie anspornt, wenn man sich vorstellt, es kommt
vom Mond, der es von der Sonne weitergibt.
Hier ist ein Gedicht, das einerseits Gefahr läuft, mit banalen Bemerkungen sehr schnell abgetan zu werden,
das andererseits auch gefallen kann
- jedoch nur dem, der bereit ist, sich das Bild selbst vorzuführen.
Mit Gruß
Joame
Zur Faszination eines Gedichtes
muß der Leser beitragen, sonst gelingt es nicht.
Auf elegante Art hätte ich es zuerst abtun wollen,
schreiben, wie der Hauch von Herbstkühle
auf dem Laken mit Vorstellungen einhergeht,
ansonsten aber weniges mich anspricht.
Dann strapazierte ich meine Vorstellung energischer,
verlangte ihr ab, in die Dunkelheit zu blicken,
bis man nicht mehr weiß, ob man sieht oder nicht, ob es
die absolute Schwärze ist oder ob nicht Partikel wie
Glühwürmchen tanzen, die man vermeint, beim Schwirren
singen zu hören - bei diesem Starren in die Nacht.
Wenn mir auch die Bemerkung, wie schwer zu bedichten
dieses von Dir bezeichnete Unlicht ist, nicht zusagt,
so kenne ich dieses diffuse kühle Leuchten, das die Phantasie anspornt, wenn man sich vorstellt, es kommt
vom Mond, der es von der Sonne weitergibt.
Hier ist ein Gedicht, das einerseits Gefahr läuft, mit banalen Bemerkungen sehr schnell abgetan zu werden,
das andererseits auch gefallen kann
- jedoch nur dem, der bereit ist, sich das Bild selbst vorzuführen.
Mit Gruß
Joame
Liebes Rabenmädchen, liebe Joame,
Dank erstmal für eure eingehenden Kommentare. Wo anfangen?
Ja, eine Nachtstimmung. Das lyr. Subjekt ist erwacht, der Geliebte schläft. Es muss kein so junges Paar mehr sein,
wenn da Angst aufkommen kann, er könnte sie unversehens verlassen. Sie lauscht: Atmet er noch? Eine kleine Szene, die allnächtlich vorkommen kann, keine großen Worte über die Liebe, deren man wahrlich überdrüssig ist. Aber wieviel Liebe drückt sich gerade in dieser Verszeile aus, die du, Rabenmädchen, abgehackt empfindest, weil da ein Punkt steht und kein Komma. Es sind doch zwei Vorgänge, eine Zäsur dazwischen. Wieviel würde gerade diese Zeile verlieren, würde da ein Komma stehen. Die Angst ist nicht groß, sie ist klein, klein deshalb, weil es vielleicht keine aktuelle Ursache gibt, das Schrecklichste zu vermuten. Das würde der Liebe etwas nehmen, denke ich.
Joame, du hast völlig recht, wie du das siehst: Am Gedicht arbeitet der Leser mit. Von ihm wird verlangt, er solle sich in eine Situation hineinversetzen, die ihm im Moment vielleicht fremd ist. Aber dann fällt es ihm wieder ein: Neulich, da war doch etwas, hatte ich mich nicht genauso verhalten? Und man begreift plötzlich, was das ist: Liebe.
Das Gedicht ist ein Gedicht über die Liebe. Ein kleines, eines, das nichts Überirdisches beabsichtigt, ganz all(nächt)lich kann der Vorgang geschehen. Wenn es euch gefallen hat, so freut es mich.
Noch was zum freien Vers: Er hat natürlich seine eigene Metrik. Aber es ist eine unregelmäßige Metrik, von ihm wird nicht verlangt und auch nicht erwartet, dass er wie ein Sonett im Gleichklang "fließt". Ich halte übrigens nichts von diesem Singsang in gereimten Gedichten, sobald er in den Vordergrund tritt. Ich habs ganz gern, wenn ich dem Leser eine Gedankenpause ermögliche, bei mir "fließt" generell nichts - wie im modernen Gedicht üblich.
Liebe Grüße, Renee
Dank erstmal für eure eingehenden Kommentare. Wo anfangen?
Ja, eine Nachtstimmung. Das lyr. Subjekt ist erwacht, der Geliebte schläft. Es muss kein so junges Paar mehr sein,
wenn da Angst aufkommen kann, er könnte sie unversehens verlassen. Sie lauscht: Atmet er noch? Eine kleine Szene, die allnächtlich vorkommen kann, keine großen Worte über die Liebe, deren man wahrlich überdrüssig ist. Aber wieviel Liebe drückt sich gerade in dieser Verszeile aus, die du, Rabenmädchen, abgehackt empfindest, weil da ein Punkt steht und kein Komma. Es sind doch zwei Vorgänge, eine Zäsur dazwischen. Wieviel würde gerade diese Zeile verlieren, würde da ein Komma stehen. Die Angst ist nicht groß, sie ist klein, klein deshalb, weil es vielleicht keine aktuelle Ursache gibt, das Schrecklichste zu vermuten. Das würde der Liebe etwas nehmen, denke ich.
Joame, du hast völlig recht, wie du das siehst: Am Gedicht arbeitet der Leser mit. Von ihm wird verlangt, er solle sich in eine Situation hineinversetzen, die ihm im Moment vielleicht fremd ist. Aber dann fällt es ihm wieder ein: Neulich, da war doch etwas, hatte ich mich nicht genauso verhalten? Und man begreift plötzlich, was das ist: Liebe.
Das Gedicht ist ein Gedicht über die Liebe. Ein kleines, eines, das nichts Überirdisches beabsichtigt, ganz all(nächt)lich kann der Vorgang geschehen. Wenn es euch gefallen hat, so freut es mich.
Noch was zum freien Vers: Er hat natürlich seine eigene Metrik. Aber es ist eine unregelmäßige Metrik, von ihm wird nicht verlangt und auch nicht erwartet, dass er wie ein Sonett im Gleichklang "fließt". Ich halte übrigens nichts von diesem Singsang in gereimten Gedichten, sobald er in den Vordergrund tritt. Ich habs ganz gern, wenn ich dem Leser eine Gedankenpause ermögliche, bei mir "fließt" generell nichts - wie im modernen Gedicht üblich.
Liebe Grüße, Renee
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