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Novemberelegie
Aus schweren Himmeln
Graue Regen, feuerlose Sonnen.
Kahl nun stehn, bebend im Wind,
Straßenbäume.
Erdgerüche
In den Lüften, Vögel schreien
Den Winter aus.
Hellsichtig, auf schwarzem Geäst,
Hocken sibirische Krähen.
Das Jahr am Vergehn. Leicht
Verstirbt, verweht es alljetzt
In raureifen Nächten.
Aus schweren Himmeln
Graue Regen, feuerlose Sonnen.
Kahl nun stehn, bebend im Wind,
Straßenbäume.
Erdgerüche
In den Lüften, Vögel schreien
Den Winter aus.
Hellsichtig, auf schwarzem Geäst,
Hocken sibirische Krähen.
Das Jahr am Vergehn. Leicht
Verstirbt, verweht es alljetzt
In raureifen Nächten.
Zitat: |
Renee schrieb am 12.11.2008 07:20 Uhr: Novemberelegie Nun stehen kahl Die Straßenbäume. Aus Schweren Himmeln graue Regen, Feuerlose Sonnen. Erdgerüche In den Lüften, Vögel schreien Den Winter aus. Hellsichtig, auf schwarzem Geäst, Hocken Winterkrähen. Das Jahr am Vergehn. Leicht Verstirbt, verweht es alljetzt In raureifen Nächten. |
hallo Renee
eine Elegie in der Dichtung ist meist ein Klagelied über sanfte Leidenschaften bis hin zum affektvollen Selbstgespräch.
letzteres versuchst du hier. es erscheint mir im Grunde ansprechend, aber bei weitem nicht dicht genug, und fast schon banal an manchen Stellen (gleich die erste Zeile zum Beispiel). und das da:
"Das Jahr am Vergehn" ist schröcklichste Umgangssprache. das ist für mich ein ästhetischer Widerspruch zum angeschlagenen elegischen Grundton.
handwerkliche Fehler:
- "Winter" wird wiederholt
- "Lüfte" ist von Mörike nicht umsonst für den Lenz in Beschlag genommen worden: "Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte (...)" da würde ich nach einem anderen Wort suchen.
vielleicht solltest du "Nebel" mit rein nehmen. und wenn nicht an der Stelle, es würde auch zu den Krähen passen: Nebelkrähen. nur solltest du aufpassen auf die Wechselwirkungen mit den inhaltlichen Wiederholungen: schwarzes Geäst <-> Krähen und Vögel <-> Krähen.
- "Nun" ist banales Füllsel. Hinhalten. zusammen mit dem Verb ja fast schon eine langweilige Zumutung für den Leser. auf "nun" liesse sich verzichten. vielleicht sogar auf das Verb. was sollen Bäume denn sonst tun, ausser "stehen"? der erste Satz würde (allein) mit "Kahl" begonnen, bestimmt anders klingen. fessle mich doch, als Leser, gleich zu Beginn. langweile mich nicht.
am Besten gefällt mir Zeile 4 der zweiten Strophe. hier schaffst du es die Adjektive schön gegeneinander auszuspielen.
Gruß
Alcedo
Lieber Alcedo,
hab herzlichen Dank für den Kommentar. Zu den Einzelheiten:
Das Nun in der ersten Verszeile ist, so gebraucht, durchaus nicht banal. Denn es schließt ein den Gedanken, dass der Herbst bisher bunt war, also schön. Diese Schönheit ist jetzt verloren. Ein Vorgang ist beendet. Quasi wird hier ein Gespräch über den Herbst "weitergeführt".
Hast recht, "das Jahr am Vergehn" ist (beinahe) Umgangssprache, jedoch bearbeitete Umgangssprache. Original würde man, gehoben, vielleicht sagen: Das Jahr geht zu Ende, ist am Ende. Was ist in der modernen Lyrik gegen Umgangssprache einzuwenden? Doch eigentlich nichts. Ich würde ganz schön grinsen, käme man mir in einem Gespräch mit meiner Verszeile. Ich könnte dir hier reihenweise umgangssprachliche Wendungen in der Lyrik seit den zwanziger Jahren nennen. Ich gebrauche ganz bewusst sehr oft umgangssprachliche Wendungen, diese jedoch poetisch bearbeitet.
Was Mörike für den Frühling gelten lässt, beanspruche ich auch für den Herbst. So selbstbewusst bin ich. Ich wüsste nicht, dass er für das Wort "Lüfte" ein Patent hat. Außerdem, mit Mörike hat nicht zu tun und will mein Gedicht absolut nichts zu tun haben. Ich lebe heute und hier und schreibe nicht wie Mörike.
Recht hast du, der Winter wiederholt sich. Wird geändert.
Nein, Nebel nehme ich nicht rein. Das ist einerseits ein Herbst-Stereotyp, andererseits: Würde ich die Szenerie auf dem Land beschreiben, da wäre er angebracht, nicht aber in der Stadt, in der es sehr, sehr selten Nebel gibt.
Wenn ich "stehen" auslasse, also eine verkürzte Wendung benutze wie "Kahl die Straßenbäume", ist mir in diesem Gedicht gleich zu Beginn doch ein bisschen zuviel Verkürzung. Ich habe beim Studium gelernt, dass der Wechsel zwischen Aussagesätzen und Verkürzungen am idealsten ist, ich bin ohnedies dieser Meinung. Ich habe versucht, umzuformulieren, aber jede andere Formulierung wirkt gewollt und schwulstig. Mitunter sind eben die einfachen Wörter immer noch die treffendsten.
Ich werde noch ein bisschen was dran ändern, Alcedo. Danke für die Hinweise.
Liebe Grüße, Caty
hab herzlichen Dank für den Kommentar. Zu den Einzelheiten:
Das Nun in der ersten Verszeile ist, so gebraucht, durchaus nicht banal. Denn es schließt ein den Gedanken, dass der Herbst bisher bunt war, also schön. Diese Schönheit ist jetzt verloren. Ein Vorgang ist beendet. Quasi wird hier ein Gespräch über den Herbst "weitergeführt".
Hast recht, "das Jahr am Vergehn" ist (beinahe) Umgangssprache, jedoch bearbeitete Umgangssprache. Original würde man, gehoben, vielleicht sagen: Das Jahr geht zu Ende, ist am Ende. Was ist in der modernen Lyrik gegen Umgangssprache einzuwenden? Doch eigentlich nichts. Ich würde ganz schön grinsen, käme man mir in einem Gespräch mit meiner Verszeile. Ich könnte dir hier reihenweise umgangssprachliche Wendungen in der Lyrik seit den zwanziger Jahren nennen. Ich gebrauche ganz bewusst sehr oft umgangssprachliche Wendungen, diese jedoch poetisch bearbeitet.
Was Mörike für den Frühling gelten lässt, beanspruche ich auch für den Herbst. So selbstbewusst bin ich. Ich wüsste nicht, dass er für das Wort "Lüfte" ein Patent hat. Außerdem, mit Mörike hat nicht zu tun und will mein Gedicht absolut nichts zu tun haben. Ich lebe heute und hier und schreibe nicht wie Mörike.
Recht hast du, der Winter wiederholt sich. Wird geändert.
Nein, Nebel nehme ich nicht rein. Das ist einerseits ein Herbst-Stereotyp, andererseits: Würde ich die Szenerie auf dem Land beschreiben, da wäre er angebracht, nicht aber in der Stadt, in der es sehr, sehr selten Nebel gibt.
Wenn ich "stehen" auslasse, also eine verkürzte Wendung benutze wie "Kahl die Straßenbäume", ist mir in diesem Gedicht gleich zu Beginn doch ein bisschen zuviel Verkürzung. Ich habe beim Studium gelernt, dass der Wechsel zwischen Aussagesätzen und Verkürzungen am idealsten ist, ich bin ohnedies dieser Meinung. Ich habe versucht, umzuformulieren, aber jede andere Formulierung wirkt gewollt und schwulstig. Mitunter sind eben die einfachen Wörter immer noch die treffendsten.
Ich werde noch ein bisschen was dran ändern, Alcedo. Danke für die Hinweise.
Liebe Grüße, Caty
orig.Renee (möglichkeit einer etwas getrageneren interpret.) auch ich mag solche outdoorMomente gern, vermied nach möglichkeit zuviel an mehrzahl und kriege so für mich klarere bilder rein ....
Novemberelegie
Aus schwerem Himmel
Grauer Regen, kalte Sonne.
Kahl nun steht, bebend im Wind,
Baum neben Baum.
Erdgeruch
In der Luft, Vogelschrei:
Winter aus.
Auf schwarzem Geäst, hell
Sichtig, sibirische Krähen.
Das Jahr am Vergehn. stirbt
Leicht, verweht das Alljetzt
In raureifen Nächten.
demRenee
liebe grüsse vom
riemsche
Novemberelegie
Aus schwerem Himmel
Grauer Regen, kalte Sonne.
Kahl nun steht, bebend im Wind,
Baum neben Baum.
Erdgeruch
In der Luft, Vogelschrei:
Winter aus.
Auf schwarzem Geäst, hell
Sichtig, sibirische Krähen.
Das Jahr am Vergehn. stirbt
Leicht, verweht das Alljetzt
In raureifen Nächten.
demRenee
liebe grüsse vom
riemsche
Danke, Riemsche, fürs Umschreiben. Ja, so gehts auch. Unterschlagen ist mir aber das "Stadtgefühl" (Straßenbäume). Wörter trenne ich nicht gern (hell-sichtig), ich halts für ne Masche, die nichts bringt. Aber, wie gesagt, so gehts auch.
Liebe Grüße, Renee
Liebe Grüße, Renee
hallo renee,
straßenbäume könnten an jeder überlandstraße der welt stehen, das "stadtgefühl" kommt bei mir dabei nicht auf, ich denke da eher an eine allee - und auch für die brauchts nicht unbedingt eine stadt. die trennung von wörtern ist mir mehr als luftmasche, in dem mir hier als leser vorliegendem kontext steht zB das /hell/ in kontrast zum schwarzen scherenschnittGeäst, das /sichtig/ könnte man als vorausahnung weitblick und gesehenWerden lesen, es dann zeilenübergreifend zu verbinden, ist dann individuell wählbare option, wird nicht vorgegeben und lässt raum für eigeninterpretation. aber, wie von dir bereits gesagt, so wie bei Dir gehts natürlich auch (:->))
lieben gruss
vom riemsche
straßenbäume könnten an jeder überlandstraße der welt stehen, das "stadtgefühl" kommt bei mir dabei nicht auf, ich denke da eher an eine allee - und auch für die brauchts nicht unbedingt eine stadt. die trennung von wörtern ist mir mehr als luftmasche, in dem mir hier als leser vorliegendem kontext steht zB das /hell/ in kontrast zum schwarzen scherenschnittGeäst, das /sichtig/ könnte man als vorausahnung weitblick und gesehenWerden lesen, es dann zeilenübergreifend zu verbinden, ist dann individuell wählbare option, wird nicht vorgegeben und lässt raum für eigeninterpretation. aber, wie von dir bereits gesagt, so wie bei Dir gehts natürlich auch (:->))
lieben gruss
vom riemsche
Warum einfach, wenns auch kompliziert geht, Riemsche. Meisterlich wärs, wenn du diese Gedanken im Wort ausdrücken könntest und nicht zu solch (optischen) Hineininterpretationen greifen würdest, sage ich mal. Ich kenn das, aber dann liegt die Sache offener, z. B. bei Erich Fried.
Liebe Grüße, Renee
Liebe Grüße, Renee
erich fried verwendet titel seiner gedichte ja mehrmals.
meinereiner -von meisterlich noch weit entfernt und sorgsam darauf achtend, sich nicht andauernd zu wiederholen- sucht den kleinen unterschied manchmal im geteilten wort. das eine bekannte oder einfach zusammengesetzte scheint mir dann nicht gut gewählt, eine einbahnstraße, lösungsvorschlag inklusive. aber ich lerne gerne immer wieder dazu (:->)) und das hört in sachen reduktion auf das wesentliche hoffentlich nie auf.
dir Renee ein relaxtes wochenende
und liebe grüsse
riemsche
meinereiner -von meisterlich noch weit entfernt und sorgsam darauf achtend, sich nicht andauernd zu wiederholen- sucht den kleinen unterschied manchmal im geteilten wort. das eine bekannte oder einfach zusammengesetzte scheint mir dann nicht gut gewählt, eine einbahnstraße, lösungsvorschlag inklusive. aber ich lerne gerne immer wieder dazu (:->)) und das hört in sachen reduktion auf das wesentliche hoffentlich nie auf.
dir Renee ein relaxtes wochenende
und liebe grüsse
riemsche
Hallo Renee, ich habe in erster Linie Probleme mit dem Rhythmus. Der ist meiner Meinung nach nicht durchgehalten.
Graue Regen, feuerlose Sonnen.
Kahl nun stehn, bebend im Wind, (dieses nachgestellte "nun" finde ich geht gar nicht, hört sich fürchterlich an)
Straßenbäume.
Erdgerüche
In den Lüften, Vögel schreien (Hier würde der R. stimmen, wenn das "schrein" stehen würde, ansonsten ist es m.E. eine Silbe zu viel)
Den Winter aus.
Hellsichtig, auf schwarzem Geäst,
Hocken sibirische Krähen. (hier würde ich das hocken ganz lassen und stattdessen hinter Geäst eine Doppelpunkt machen)
Das Jahr am Vergehn. Leicht
Verstirbt, verweht es alljetzt (zu antiquierter Ausdruck)
In raureifen Nächten.
Schöne Bilder, mit denen man mehr machen könnte.
Aber ist nur meine Meinung. Gruß von Habibi
Graue Regen, feuerlose Sonnen.
Kahl nun stehn, bebend im Wind, (dieses nachgestellte "nun" finde ich geht gar nicht, hört sich fürchterlich an)
Straßenbäume.
Erdgerüche
In den Lüften, Vögel schreien (Hier würde der R. stimmen, wenn das "schrein" stehen würde, ansonsten ist es m.E. eine Silbe zu viel)
Den Winter aus.
Hellsichtig, auf schwarzem Geäst,
Hocken sibirische Krähen. (hier würde ich das hocken ganz lassen und stattdessen hinter Geäst eine Doppelpunkt machen)
Das Jahr am Vergehn. Leicht
Verstirbt, verweht es alljetzt (zu antiquierter Ausdruck)
In raureifen Nächten.
Schöne Bilder, mit denen man mehr machen könnte.
Aber ist nur meine Meinung. Gruß von Habibi
Lieber Habibi,
Rhythmus in freien Versen: Der freie Vers hat einen unregelmäßigen Rhythmus, wie kommst du darauf, dass er "nicht eingehalten" wurde?
Das mit dem "nun" habe ich ja schon Alcedo begründet. Finde nicht, dass es sich fürchterlich anhört, ist doch ein einwandfreier Jambus.
Über das andere wurde ja mehr oder weniger schon geschrieben.
Was "alljetzt" angeht: Ich liebe es, "alte" Wörter ab und zu zu benutzen. In der Lyrik halte ich es für angebracht, was in der Prosa zum Beispiel gar nicht gehen würde.
Was mir nicht so recht gefällt, ist dein letzter Satz: "mit denen man mehr machen könnte". Man kann meines Erachtens aus allem mehr machen. Ich empfinde ihn als wirklich abwertend. Und darauf sollten wir uns doch wohl nicht einlassen. Da kann man schlicht nur sagen: Beweise es.
Liebe Grüße, Renee
Rhythmus in freien Versen: Der freie Vers hat einen unregelmäßigen Rhythmus, wie kommst du darauf, dass er "nicht eingehalten" wurde?
Das mit dem "nun" habe ich ja schon Alcedo begründet. Finde nicht, dass es sich fürchterlich anhört, ist doch ein einwandfreier Jambus.
Über das andere wurde ja mehr oder weniger schon geschrieben.
Was "alljetzt" angeht: Ich liebe es, "alte" Wörter ab und zu zu benutzen. In der Lyrik halte ich es für angebracht, was in der Prosa zum Beispiel gar nicht gehen würde.
Was mir nicht so recht gefällt, ist dein letzter Satz: "mit denen man mehr machen könnte". Man kann meines Erachtens aus allem mehr machen. Ich empfinde ihn als wirklich abwertend. Und darauf sollten wir uns doch wohl nicht einlassen. Da kann man schlicht nur sagen: Beweise es.
Liebe Grüße, Renee
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