#1

Eis und Feuer

in Diverse 21.11.2008 09:27
von Renee (gelöscht)
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Eis und Feuer
Für J. B.

Wind,
In die Zeit gestäubt,
Städte aus Licht, zornigem Rauch
Und eisigem Steppenduft.

Kriege, die uns
Ins Stahlherz griffen, die
Kathedrale Ruslans
Zermörsert zu Gras, Salz
Im Gestein.

Einer kam,
Sang ins Gegenlicht,
Vom Njemen an die Spree zu Fuß,
Folgte sanftem
Wimpernschlag, flüsternde
Habichtsschwingen, Kranichzüge
Im Rucksack.









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#2

Eis und Feuer

in Diverse 21.11.2008 14:53
von Habibi (gelöscht)
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"Ruslans"???

Habibi
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#3

Eis und Feuer

in Diverse 22.11.2008 05:26
von Renee (gelöscht)
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Lieber Habibi,

Ruslan ist der Titelheld der Oper "Ruslan und Ludmilla" von Glinka nach dem Versepos von Puschkin.

Herzlich, Renee
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#4

Eis und Feuer

in Diverse 23.11.2008 13:29
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hi,

Eis und Feuer lautet der Titel. Das ist ein Gegensatzpaar über das ich alles mögliche bramarbasieren könnte. Willy Bogner hat diese Worte auch schon mal benutzt, um einen seiner Werbekinofilme fürs Skifahren zu betiteln. Allerdings umgekehrt und auf englisch. Ob das was zu bedeuten hat? Glaube ich nicht. Es klingt sehr abgedroschen und ausgelutscht wie Eis von Langnese im Sonnenschein. Da wäre man wieder im Kino: Eis gibt’s auch bei uns im Foyer. Ob das was zu bedeuten hat? Glaube ich nicht.

Wind

Ja, das ist ein schönes Wort: Wind. Wer dem Wind eine ganze Zeile für sich ganz alleine gönnt, der weiß was er tut und aus dem dualen System Feuer und Eis ist eine Trias geworden: Eis, Feuer, Wind. Geht auch zusammen: Eisfeuerwind. Ist doch nett? Und das hat der Bogner, Willy nicht im Titel.

Zeit.

Auch ein tolles Wort. Nussschale fällt mir gleich ein und natürlich tic-tac und Mentos. Das stäubt dann schon. Finde ich. Es stäubt der Wind in der Zeit? Nein, der Wind wird wie Salz in die Zeit gestreut also gestäubt. Wer stäubt denn da? Schicksal, Gott, Genie – ist das wichtig? Ja, klingt irgendwie kitschig gestäubter Eiszeitfeuerwind. Irgendwie nach Puderzuckerbäckerstil und Quarktasche. Aber Puderzucker passt ja in das Winterbild, wo jeder wie debil mit seinen Schneekugeln spielen kann, Und wenn das dann so schön rieselt, denke ich häufiger an Puderzucker. Puderzuckerschnee, so sagt man doch auch, oder? Ein schönes Bild. Wo heute doch die Weihnachtsmärkte öffnen und sich alle am Glühwein unterm Weichnachtsfestbaum in der Puderzuckerzeit zusammenkuscheln.

Lichtstädte?

Doch Kino? Lichtspielhäuser im Schnee? Oder der Griesel, der wie Schnee auf der Mattscheibe fällt, wenn die Intendanten nichts mehr senden oder das Antennenkabel lädiert ist? Das bekommt etwas metaphysisches. Städte aus Licht? Eis, Feuer, Zeit, Wind, Licht. Eiszeitwindlichter in den Städten von Feuerland? Prima. Aber vielleicht geht das in die ganz falsche Richtung?

Zornigem Rauch

Das Substantiv – übrigens eines von zwanzig, wenn ich mich nicht verzählte plus drei Eigenname (Njemen, Ruslan, Spree) von insgesamt 54 Worten inklusive der Widmung – Rauch fügt den bisherigen Substantiven nichts Neues hinzu, denn Rauch steht mit Feuer in Verbindung. Das Neue ist der Zorn: Eis und Feuer. In windbestäubter Zeit, Städte aus Licht und zornigem Rauch?

Und eisigem Steppenduft.

Ach so. Ja, jetzt wird’s klarer: Eis und Feuer. In windbestäubter Zeit, Städte aus Licht, zornigem Rauch und eisigem Steppenduft? Der Duft passt zum Zerstäuber. Wonach schnuppert (berlinsch für riecht) denn der eisige Steppenduft? Nach Eis? Nach Winden, die in der Zeit, fahren gelassen worden? Wenn das Pferd des Khans in der kalten Steppe einen fahren lässt, dann qualmt es in Ulan Bator so sehr, dass das Licht ausgeht? Ob es in den Jurten elektrisches Licht gibt? Glaube ich nicht.

Kriege

So, nach dem hübschen Bild – zornig rauchenden in den Eissteppen herumstehenden Lichtstädten - passiert etwas: Kriege. Ach so, die Lichterstädte qualmen nicht nur, die brennen richtig. Lichterloh und Feuer schlagend. Und warum? Weil Kriege herrschen in der Windzeit gestäubten Eissteppe. Kriege, die uns?

ins Stahlherz griffen

Zwischendurch habe ich irgendwie die Assoziation Metropolis gehabt. Eis – Langnese – Kino – Lichtspielhaus – Lichtstadt – Lichtdome – Expressionismus – Weimar – Berlin - Metropolis und jetzt Stahlherz. Roboter, oder? Naja, das ist zwar so weit hergeholt wie die Steppe riecht, aber ich finde es ganz putzig. Würde mir besser gefallen als Stahlherz für Gefühlskälte und Kriege für Beziehungsstress. Nö. Das wäre ausgelutscht. Wobei Stahlherz ja irgendwie mit dem Ernst Jünger und seinem Stahlgewitter verbunden werden könnte. Aber vielleicht sind das alles nur Griesel auf meiner Mattscheibe? Wohin jetzt? Travemünde?

Kathedrale Ruslans

Kathedrale? Eiszeitwindlichtkathedralen aus denen zorniger Qualm wie Weihrauch aus stählernnassen Besen blubbern, die der Kämpe Ruslan statt Kyrill in der Auferstehungskathedrale Smolensks schwingt? Oder glocken die Glocken Glinkas hier durch die Zeilen? Glinka, der als Kind immer im eisigen Nowospasskoje am dampfend, müffelnden Ofen seiner zornigen und Kette rauchenden Großmutter sitzen und schwitzen musste und nicht nach draußen in das kühlende Eis durfte? Nur Vogelsang und Glockenklang der Kathedrale, drang an Michail Iwanowitschs Ohren. Autist wegen Ommas Fürsorge, weshalb der Text so parataktisch wirkt? Aber merke: Die Kriege, die Städte aber die Kathedrale.


Zermörsert zu Gras


So schnell kann das gehen. Aber wenn die Kriege zeitdurchstäubt durchs Lichtspiel wehen, und die Kesselschlachten qualmen, Jüngers Erben feuern, dann geht auch manch Kathedrale entzwei und sei es auch die, des Schöpfers Ruslans. Doch Gras kann auch zermörsert werden, um es zu rauchen und im benebelten Qualm des eigenen Genies und umrauscht von der Musik Glinkas, geht dann - Dank Hybris und Cannabis – so manche Kathedrale kaputt.

Oder wird Werbung hier gemacht für die Fahrten der Stiftung Krieggräber, die – wenigstens im Jahre 2007 noch Fahrten nach Smolensk und zur Kathedrale anboten?


Salz im Gestein

Konserviert bekanntlich. Trotz der Zerstörung, der Kriege, des Qualms und des heißen Ofens, des steten Schwitzens und Fahrens, blitzt durch das Geschützfeuer der Substantive und Mörserhaften Geballers ein Bild der Konservierung. Dieses mal nicht so glatt wie bei Bogner, der auch nicht der Widmungsträger ist, denn er heißt Willi und nicht Bobrowski. Das zwingt zum Nachdenken und das verschiebe ich wie die Widmung J.B. auf später. Nein wir fahren nicht nach Smolensk, sondern einer kam von der Memel her:

Einer kam

Sag ich doch und Glinka kam zwar auch, aber der ist es nicht, denn sonst hieße er Johannes Blinka so heißt er nun mal nicht. Aber dass der J.B. nun kommt, sich konserviert hat wie Ötzi, das liegt nicht am Salz an sich, sondern seines salzigen Mundes wegen und des Gesteins, in dass seine Verse gebunden sind. Bücher gleich Gesteinen und das Salz sind die dorten konservierte Verse. Obwohl Johannes Bobrowski sich schon damals in seinem Text Ich will fortgehen fragte ob die Kastanie jemals mit dem Salz umzugehen lernt? Aber nun soll er nicht fortgehen sondern ankommen. Was das mit Smolensk zu tun hat? Naja, in der Smolenskaja 7 (damals Grabenstraße) ist der Johannes in Tilsit an der Memel (tschuldigung; Njemen) geboren worden. Ja, da klingen einem die Glocken wie Glinka oder Bobrowski:

Sang ins Gegenlicht,
Vom Njemen an die Spree zu Fuß,
Folgte sanftem
Wimpernschlag, flüsternde
Habichtsschwingen, Kranichzüge
Im Rucksack.

Ich zitiere mal:
Zitat:

Mit dem von Bobrowski genannten Thema ist der Bereich, aus welchem lyrische Bilder von ihm bezogen werden, vorgeprägt: Flußland und Bäume, Moor und Meer, Vögel, ländliche Menschen, historische und mythologische Gestalten entnimmt der Dichter den östlichen Weiten.



oder:


Zitat:

Auch früher schon, in der Zeit als Soldat der faschistischen Wehrmacht, hatte Bobrowski versucht, verwüstete östliche Landschaften und geborstene Kirchen dichterisch zu gestalten.

(beide Zitate aus http://www.haeselbarth.de/bobrowsk.htm.)

Und Glinka?


Na, der starb wie Johannes auch in Spree-Athen und der musste vor dem Ofen schwitzen und schwitzen und durfte nie raus. Später schon. Da durfte er spielen, reisen, dolle Mucke machen. Andere hocken immer noch im Kämmerlein und zerrübeln sich das Hirn, wie das Salz ins Meer kommt. Na ja, so nicht.

Gruß
Brot
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#5

Eis und Feuer

in Diverse 23.11.2008 16:13
von Renee (gelöscht)
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Brot, warum so viel Geifer, so viel Ignoranz, so viel Bösartigkeit? Kommst du dir da nicht selbst ein bisschen schäbig vor? Wer ist denn Willi Dingsbums? Und wie kommst du auf Bobrowski? Der kam doch bekanntlich aus Litauen und nicht aus Russland. Ruslan, soviel solltest du wissen, ist eine russische Figur, keine litauische. Wer ist denn Bogner? Oder anders: Alles eine Soße gleich hinterm Schöneberger Rathaus, tiefstes Sibirien? Netter Empfang hier: Einer kommt mir snobby, der andere schlaumeiert herum.

Deinen Kommentar rahme ich ein und häng ihn mir über den Schreibtisch. Damit ich nicht vergesse, mit wem ich es hier zu tun habe.

Herzlich, Renee
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#6

Eis und Feuer

in Diverse 23.11.2008 16:25
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hi,

ich möchte nicht über meine Antwort diskutieren und Du weißt wie lächerlich es ist über Gedichte oder über die Rezeption von Gedichten zu streiten. Meine Antwort ist ein Bild. Es ist autark. Danke, dass Du das Bild verstanden hast und es Dir über den Schreibtisch hängst.

Nichts anderes erwartend, grüßt Dich geschmeichelt - als im Bruder im Geiste -

das Brot.
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#7

Eis und Feuer

in Diverse 23.11.2008 16:59
von Renee (gelöscht)
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Brot, mir wars ein bisschen zu verquirlt, was da im staatstragenden Suppentopf kochte bei den Lyrikern. Ich habe Jegor (er schreibt russisch), für den ich das Gedicht geschrieben habe, gezeigt, was du mir geantwortet hast. Er lacht immer noch. So ein Waldschrat, sagt er eben, das Mensch redet gern. Am liebsten wohl von sich, hält sich für einen interessanten Menschen. Mir scheint, er hat nicht so ganz unrecht, der Jegor.

Herzlich, Renee
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#8

Eis und Feuer

in Diverse 23.11.2008 17:40
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Wer ist Jegor?

Bramarbasieren.

Sag ich doch.

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#9

Eis und Feuer

in Diverse 23.11.2008 18:14
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Liebe(r) Renee,

hier nochmal ein dezenter Hinweis von mir als Moderator bitte nach Kommentaren zu Deinen Gedichten Deine Rückschlüsse über die Persönlichkeit der Kommentatoren zu unterlassen, auch wenn Du sie hier angeblich nur öffentlich weiterreichst. Das ist unhöflich und pampig und mag in den Foren in denen Du zuvor warst, vielleicht üblich sein, hier nicht. Wenn Du keine kritischen Auseinandersetzungen zu Deinen Texten wünschst, bist Du definitiv im falschen Forum hier.
Falls doch, und Du einfach nur nicht weißt wie das geht, frag einfach nach. Man wird dann gewiss versuchen, Dir zu helfen, das zu lernen.
Aber bitte wahre dabei die Form.

Danke.
GerateWohl


_____________________________________
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#10

Eis und Feuer

in Diverse 24.11.2008 07:21
von valbrvl (gelöscht)
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hallo renee.
ist ein scheiszgefühl, wenn man vorgeführt bekommt, was für einen käse man gerade wieder verzapft hat, nicht wahr? ich hätte das niemals so wort- und trickreich, so genüszlich, so fantastisch wie brotnic2um lösen können. ich hätte es eher so gemacht, wie du: zitat renee: ...ich lese hier nur Sprechblasengebirge. Wo der "eigentliche Sinn" liegt, erschließt sich mir nicht. zitat ende
ru
val
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#11

Eis und Feuer

in Diverse 26.11.2008 00:40
von Wiedu (gelöscht)
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Ein Lob an Brot. Feiner Kommentar, der mich freut.

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#12

Eis und Feuer

in Diverse 26.11.2008 11:15
von Habibi (gelöscht)
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Hallo Renee, du hast mir gezeigt, dass meine Allgemeinbildung in literarisch-musikalischer Hinsicht doch nicht so gut ist wie ich dachte. Bis auf die Tatsache, dass ich das Gedicht nicht (bis ins Letzte) verstehe, gefällt es mir.

Gruß von Cornelia
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#13

Eis und Feuer

in Diverse 27.11.2008 08:25
von Renee (gelöscht)
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Habibi, das verstehe ich nicht. Würdest du das bitte erklären?

Liebe Grüße, Renee
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#14

Eis und Feuer

in Diverse 27.11.2008 08:45
von Renee (gelöscht)
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Lieber Geratewohl,

ich habe mir mal einen Überblick über die Kommentare verschafft, die ich hier bekomme. Nicht zu übersehen: Die Autoren der Kommentare sind nicht bemüht, sich ernsthaft mit ihnen als literarischer Vorlage auseinanderzusetzen. Es wird alles getan, meine Gedichte zu zerreißen, und das geht bis in einzelne Wörter, Bezeichnungen. Ich weiß nicht, ob das die Zielstellung dieses Forums ist. Wenn man nicht will, dass ich Mitglied dieses Forums bin, ist es ehrlicher, man sagt es mir.

Von einem Lyrikforum erwarte ich schlicht Arbeit am Text. Nicht mehr und nicht weniger. Verrisse gehören meines Erachtens nicht hinein, sondern in literarische Niederungen, mit denen ich nichts zu schaffen habe.

Renee
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#15

Eis und Feuer

in Diverse 27.11.2008 10:52
von valbrvl (gelöscht)
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Zitat:

Renee schrieb am 27.11.2008 08:45 Uhr:
Es wird alles getan, meine Gedichte zu zerreißen, und das geht bis in einzelne Wörter, Bezeichnungen.


diese fehlinterpretation zeigt mir zumindest eines und das hätte ich von beginn an wahrnehmen sollen: du schaust offenbar gar nicht bei anderen gedichten herein? sonst hätte dir auffallen müssen, dass hier ausnahmslos alle autor/innen in dieser art seziert werden. nicht jeder text, aber bestimmt ohne ansehen des autors/der autorin.

allerdings gibt es eben auch qualitative unterschiede. die wird es immer geben und die musz man auch nicht künstlich wegreden.
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#16

Eis und Feuer

in Diverse 27.11.2008 14:35
von Habibi (gelöscht)
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Hallo Renee, ich nehme an, du willst wissen, was ich an deinem Gedicht nicht verstehe.

Zermörsert zu Gras, Salz (hier z.B. die Bedeutung des "Salz")
Im Gestein.

Einer kam, (Hier z.B. wer das ist, "Einer")
Sang ins Gegenlicht,
Vom Njemen an die Spree zu Fuß,
Folgte sanftem
Wimpernschlag, flüsternde
Habichtsschwingen, Kranichzüge
Im Rucksack.

Wahrscheinlich ist es der (J.B.), aber wenn man als Leser nicht weiß, wer das ist und was der gemacht hat, ist der Zugang zum Gedicht eben schwer, findet

Habibi
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