#1

Medizinrad

in Mythologisches und Religiöses 21.11.2008 23:11
von riemsche | 74 Beiträge | 74 Punkte

_____

Wer es durchläuft, kommt Donnervögeln näher
es zeigt dir nie das Offensichtliche – viel eher
den Seitenblick, Sprung, ein taumelndes Blatt
das dir inmitten einer spätherbstmüden Stadt
auf die leichte Schulter fällt und weiter fliegt
wobei es dann der süßen Unvernunft obliegt
statt Schaukelpferde die Windsbraut zu reiten
es im lustvollen Tanz ein Stück zu begleiten

Lass dich entführen an jenen magischen Ort
wo sich Laut von Schrift und Klang vom Wort
im Licht-und Farbenspiel kaum unterscheidet
und es kein Thema ist, wer sich wie kleidet
da Sonnenkinder dort das Verlangen packt
sich so zu verhalten, als wären sie nackt
und völlig offen für die Träume der Seher
bleib in Bewegung und komm mir so näher
_____

zuletzt bearbeitet 10.02.2018 20:52 | nach oben

#2

RE: Medizinrad

in Mythologisches und Religiöses 02.05.2009 09:26
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallihallo riemsche!

Das ist (für mich) Lyrik. Super!!!

Ich verstehe überhaupt nicht, warum das kein
Großkopferter kommentiert hat. Darum tu ich's.
Was mir Ältling das Lesen etwas erschwert
ist die z.T. fehlende Interpunktion, die ja eine
Lese- und Verständniserleichterungsfunktion
(was für ein Wort!) hat -und das "-rad" im Titel.
Na, ich weiß es auch nicht besser (med.Getriebe, Mangel o.ä.?).
Müßte in Z8 das "es" nicht "sie"(bezogen auf Windsbraut)sein?
Insgesamt gefällt es mir einfach super!


Hastanirwana
GHEG
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#3

RE: Medizinrad

in Mythologisches und Religiöses 30.06.2009 14:39
von LottaViktualia | 31 Beiträge | 31 Punkte

Hallo riemsche.

Ich schließe mich dem Lob gheggruns an.

Ich schildere dir mal mein Leseerlebnis, denn das war es und nenne anschließend noch, an welchen Stellen es etwas fad war:

Zunächst schrecken mich kleine Buchstaben am zeilenanfang in Kombination mit der eher kompakten Optik ab.
Anfänglich hatte ich auch ob der minimalistischen Interpunktion meine Schwierigkeiten. So finde ich, dass am ende von Vers 1 irgendwie klar werden sollte, dass es sich hier nicht um einen Zeilensprung handelt -- wie es ja in der folgenden Zele der Fall ist. Ich lese also hier zunächst übera Zeilenende weg, weil kein Stoppschild o.ä. da ist. In der folgenden Zeile dann habe ich gelernt: Stoppschilder fehlen und stoppe, weil das Ende der Zeile da ist; dann hab ich es schon wieder falsch gemacht und bin frustriert.

Nachdem also ein Neustart nötig war fällt mir auf: ah, das reimt sich ja. Macht es das schon die ganze Zeit oder erst hier? Nein... Blick zurück zeigt, dass schon in den Anfangsversen ein Reim intendiert war. Schade, war mir, wohl wegen der Leseschwierigkeiten?, entgangen.

Gefallen hat das Spiel mit der leichten Schulter, und die "herbstmüde Stadt"; ganz beosnders die sich anschließende "Rutsche" am Anfang von Strophe 2. Rutsche deswegen, weil man hier kein Stoppschild will und es nur so von Wort zu Wort flutscht, wobei die Wörter sich im Vorbeifliegen auflösen und einfach schön klingen. Dort unterscheiden sich in der Tat Laut, Schrift, Klang und Wort kaum! Toll!

Nach diesem Taumelstart in die zweite Strophe stoßen mir die "Sonnenkinder" leider besonders auf. Ich finde diesen Begriff viel zu gewöhnlich und verbraucht. Er passt nicht zum Rest, bsp.-weise der schönen, IMHO innovativen Verwendung von "leichte Schulter" in Str. 1.

Nun frage ich mich, was ein Medizirad sein könnte und Google, mein Freund und Helfer, führt mich zu einer Lösung:

In Antwort auf:

Medizinräder sind Kreise aus Steinen - aber vor allem sind sie Orte der Kraft und der Magie. Wenn Menschen an ein Medizinrad treten, werden sie einfach still als ob sie mit einer besonderen Energie in Kontakt träten. Und genau das geschieht auch. Medizinräder sind Spiegel des Universums und Spiegel unserer Seele, und so begegnen wir uns darin selbst ohne die Illusion der Trennung vom Leben. Das Verstehen ist intuitiv und erlaubt uns, uns der ganzen Lebensenergie zu öffnen, sie durch uns fließen zu lassen und ihren Zauber zu entfalten. [...]
Die Zahl 4 ist in der nordamerikanisch-indianischen Mythologie die Heilige Zahl und im Medizinrad symbolisiert:
Die 4 Richtungen, 4 Elemente, 4 Jahreszeiten, 4 Menschenalter u.a. bilden den Rahmen des Lebens und der Welt.[...]
Bei uns wurde das Medizinrad vor allem durch den Chippewa-Medizinmann Sun Bear bekannt, dessen spirituelle Entwicklungshilfe uns erlaubt, wieder zu unseren Wurzeln, zu unserem ureigensten Verständnis vom Leben als Kreis zu kommen. Im Medizinrad, dem Mandala des Lebens herrschen Gleichgewicht, Harmonie Verbundenheit und Vollkommenheit. Wenn wir uns mit diesen positiven Kräften des Lebens verbinden, heilen wir uns, heilen wir die Erde.[...]
Ein Medizinrad ist ein Kreis aus Steinen, ein Kraftplatz, ein Spiegel des Universums und unserer Seele, eine Landkarte für unseren Lebensweg, ein Ort der Heilung. Mit dem Legen eines Medizinrades bringen wir im wahrsten Sinn ein Stück Himmel auf die Erde und begeben uns in eine höhere Energie, die auch Einfluß auf uns selbst hat. [...]
Quelle: http://www.medizinradgeber.de/ (30.06.2009)


zugegeben, die Quelle ist etwas bedenklich, aber die Informationen reichen mir fürs erste aus, um neue Fragen zu stellen.

Klassisch natürlich: Wer ist "ich" und wer ist "du"? Könnte es in diesem Fall sein, dass das lyr. Ich in der letzten Zeile sich selbst im Imperativ anspricht?
Dann ginge es hier um die (spirituelle) Annäherung an das eigene Ich und die Arbeit (Bewegung, durch "komm mir so näher" angedeutete Dauer etc.) im Medizinrad.
Die spirituell-esotherische Komponente erklärt dann auch, warum ich zunächst an Drogen gedacht hatte.

Ich finde, von Kleinigkeiten abgesehen, sind diese Zeilen sehr gelungen. Insbes. Beginn Str. 2.

Danke und viele Grüße von Lotta.

zuletzt bearbeitet 30.06.2009 14:42 | nach oben


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