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Der Lachsmann oder: Dichter am Ring
„Und dann gingen sie zusammen nach Hau, nach Hause. Am nächsten Morgen wachte Helga auf und machte Friehstick.“
Frühstück, es heißt FrÜhstÜck, dachte ich etwas genervt und fragte mich, wie lange diese Dame auf der Bühne uns noch mit ihrer monotonen Stimme quälen wollte. Geübt hatte sie für diesen Leseabend anscheinend nicht, jedenfalls hoffte ich es für sie. Im Raum befanden sich circa 25 Personen, die der Lesenden namens Lara Schwacht mit versteinertem bis gelangweiltem Gesichtsausdruck einigermaßen folgten, während ich mich langsam fragte, warum ich überhaupt hergekommen war. Was wollte ich hier?
Wie auf Kommando, so als wüsste er die Antwort auf meine gedachte Frage, räusperte sich der unrasierte Mann neben mir und lenkte somit meine Aufmerksamkeit auf sich. Er erinnerte mich an einen Fisch, so lachsfarben war sein Hemd. Er war der Grund meiner Anwesenheit, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wir kannten uns eigentlich gar nicht richtig, trafen uns vor rund zwei Jahren an die zwei- oder dreimal im Zuge irgendwelcher Veranstaltungen, wechselten höchstens drei belanglose Sätze miteinander und gingen wieder unserer Wege. Hätten wir nicht ausgerechnet das gleiche Hobby gehabt, wären wir uns nie wieder begegnet. So aber erreichte mich vor einigen Tagen ganz unverhofft eine Mail von ihm, in der er mich zu diesem Leseabend, an dem er als Gastvorleser unter anderen Autoren teilnehmen sollte, einlud.
„Nanü, Schatz, gucke mal, ausgerechnet dieser arrogante Sack aus dem Tümpel hat mich zu einer Lesung eingeladen.“ „Und, gehst du hin, Maya?“ „Jo, nö, mh, vielleicht, ich überlege es mir noch.“ Zuerst freute ich mich über die Mail, war sogar ein bisschen stolz, dass dieses Ekelpaket auch an mich gedacht hatte, doch war mir im nächsten Moment schon klar, dass diese Einladung keinesfalls aus Gründen der Sympathie erfolgt sein konnte, denn dafür hassten wir uns schon viel zu lange. Die Motivation dieses Herren bestand einzig und allein darin, mich vorzuführen, mir mit seinem öffentlichen Auftritt eins auszuwischen, weil ich bis dato noch nie auf der Bühne gestanden und Applaus geerntet hatte. Mit diesem Auftritt, so malte er es sich in schrillen Lachsfarben aus, würde er mir einen gewaltigen Schritt voraus sein und einen Grund mehr haben, mich zu verspotten, in Kommentaren zu erniedrigen und heimlich zu verachten. Dieser Fisch verstand sich blendend darauf, seine Flossen zu Harpunen umzuformen und mich zwischen den Zeilen so zu attackieren, dass kein anderer Fisch im Teich es überhaupt mitbekam. Bis jetzt hatte ich immer kräftig zurückgestichelt, doch würde mir am Donnerstag die Luft aus den Kiemen gequetscht werden und ich als kleiner, stinkender Fisch im Stinketümpel untergehen. Es sei denn… „Schatz, ich gehe doch hin!“
Ein tiefes, ungesundes Atemgeräusch riss mich aus meinen Gedanken. Der Kerl neben mir hatte eindeutig Lampenfieber und schnaufte wie ein Mann, dem Schweres bevorstand. „Du Pfeife“, dachte ich so bei mir und erschrak, als diese Worte von einem realen Pfiff aus meiner Lunge untermalt wurden. Ich war krank und lachte mir ins Fäustchen.
„Soll ich dich Donnerstag mit dem Auto zur Lesung fahren, Maya?“ „Ach nein, danke, ich nehme die Öffentlichen!“ Jetzt, wo mir die perverse Motivation meines Feindes für die Einladung bewusst geworden war, hätte ich natürlich absagen können. Aber was hätte das gebracht? Er hätte sich vor Ort feiern und mir anschließend einen seitenlangen Erfolgsbericht zukommen lassen, ohne dass ich dem etwas hätte entgegensetzen können. Wollte ich das? Neihein! Daher entschied ich mich für die andere Variante: „Na warte, mein Freundchen, dir werde ich ordentlich in die Suppe spucken!“
Ein Zuhörer in der vorderen Reihe rechts lenkte meinen Blick auf sich, denn er hatte eine äußerst ungesunde Kopfhaltung. Sein sorgsam gescheitelter Schädel war soweit nach links abgesackt, dass das doch wehtun musste. Aber nein, wie ich nun bemerkte, war er eingeschlafen und verspürte – im Gegensatz zum wachen Publikum – keine Schmerzen. Die Frau auf der Bühne schienen die leisen Schnarchgeräusche nicht weiter zu stören. Aber sie störte ja auch nicht weiter, jeder konnte seinen Gedanken nachhängen, ohne dass sie sich dazwischendrängte.
„Ich gehe noch etwas spazieren, den Kopf freibekommen, ja?“ „Sei vorsichtig, Maya.“ Noch mit vom Duschen feuchten Haaren zog ich mir schnell einen String, halterlose Strümpfe, Mantel sowie Schuhe an und zog rasch die Türe hinter mir zu. Mehr Sachen brauchte es nicht für mein Vorhaben, das darin bestand, mir eine fette Erkältung einzufangen. Um die zwei Stunden lief ich durchs spätabendliche Berlin und atmete in tiefen Zügen die eiskalte Nachtluft ein, so dass bereits jetzt die Lungen schmerzten. Wie würde dieser arrogante Kerl aus der Fassung geraten, wenn ich während seines Vortrags von Hustenkrämpfen geschüttelt und ihn und die Zuhörer damit völlig aus dem Takt bringen würde. „Mit einer dicken Erkältung werde ich lauter und schleimiger Husten, als du je lesen könntest“, flüsterte ich so vor mich hin. „Und selbst wenn du deine Zeilen brülltest, die Zuhörer werden auf mich und meine ekelhaften Schleimgeräusche derart fixiert sein, dass sie deinen Protagonisten Kacksack keines Ohres würdigen oder für immer und ewig mit Rotz und Ekel verbinden werden“. Haha, ich bin einfach genial, keine Frage.
„Hatschi!“ Bereits am nächsten Morgen spürte ich die Auswirkungen meines nächtlichen Ausflugs. Mit Freude bemerkte ich, wie neben Husten und Schnupfen auch meine Lunge Rasselgeräusche und leise Pfiffe von sich gab. Der Gedanke daran, dass ich auf diese unschuldige, bemitleidenswerte Art die Lesenden auspfeifen konnte, gefiel mir besonders gut. Mein Freund, der von nichts wusste, bedauerte mich und brachte mir heißen Tee mit Honig. Ich genoss die Fürsorge, den Tee schüttete ich aber in einem unbeobachteten Moment vorsorglich ins Waschbecken, um nicht zu rasch zu gesunden.
Mit einer Tüte Hustenbonbons bewaffnet, machte ich mich am Donnerstag auf den Weg. Die Bonbons hatte ich für die anderen lesenden Autoren eingesteckt, denn eigentlich wollte ich ja nur meinen kleinen Erzfeind aus der Fassung husten und blöde aus der Wäsche gucken lassen. Das gelang umso besser, je weniger ich die anderen Vorleser stören würde. Und nun entlarvte sich die erste Lesende als, sagen wir mal, völlig ungeeignet für meinen Plan, denn wie könnte überhaupt irgendjemand schlechter vorlesen als ich, äh, als sie? Vermutlich hatte sie der Lachsmann engagiert, um nicht auf dem letzten Platz zu landen, denn wenn auch kein Wettbewerb im eigentlichen Sinne ausgetragen wurde, so würde sich doch jeder im Kopf eine Art Rangliste der besten Autoren zurechtlegen.
So gegen 19.43 Uhr und 26 Sekunden war ich vor Ort. Ich weiß das so genau, weil ich gar keine Uhr dabei hatte. Aber als ich vor dem Café angekommen war und durch die Scheiben lugte, war kaum einer drin. Ich schaute noch einmal hinauf und las den Namen auf dem Schild, um mich zu vergewissern: P-R-O-V-I-N-Z. Nö, richtig, dachte ich und stieß mit meiner energiegeladenen Rechten die Türe auf, so nach dem Motto: Hier bin ich. Aber keine Sau schien sich für mich zu interessieren.
Im vorderen Raum sah es nach Geschlechtertrennung aus, da saßen - säuberlich an zwei Tischen getrennt - jeweils zwei Männlein und zwei Weiblein. Ich schlich einfach weiter in den hinteren Raum und konnte zwar nicht den Feind entdecken, dafür aber eine kleine Gruppe von 5 Leuten mit Zettelchen vor sich: die anderen Autoren. Auf der kleinen Bühne wurde noch gewerkelt. Ich zog Mantel und Schal aus, setzte mich an einen Zweiertisch und bemerkte plötzlich, wie mich einer aus der Gruppe anschaute. Ich grinste dem Herren direkt ins Gesicht, weil er mir auf Anhieb sympathisch war und schon unterhielt ich mich mit Stefan W. Thielke, der später durch die Lesung geleitete und auch selbst vortrug.
„Ich möchte erst einmal nur ein Wasser. Danke.“ Der Lachsmann neben mir, der als Letzter aufgekreuzt war und sich, weil kein anderer Stuhl mehr frei, ausgerechnet neben mich gesetzt hatte, war mittlerweile so aufgeregt, dass er nicht einmal ein Bier trinken wollte. Vermutlich hatte er Angst, zu lallen, aber das würde gar keinen Unterschied machen, denn man würde ihm ja eh nicht zuhören, sondern „hatschi“! Aber das ahnte der von Lampenfieber geplagte Wassertrinker noch nicht. Um ihn schon vor seinem Auftritt zu ärgern, bestellte ich, was ich höchstens einmal im Jahr bestellte und wonach er sich heimlich sehnte: „Ein Pilsner, bitte!“.
Als vorhin die Reihenfolge der Leser ausgehandelt wurde, bat der Fisch, an zweiter Stelle lesen zu dürfen, um es hinter sich zu haben. Verächtlich schaute ich ihn aus den Augenwinkeln an und bemerkte, wie sich gerade ein kleiner Schweißtropfen von seiner Stirn Richtung Nase bewegte, das Nasenbein passierte, sich nicht entscheiden konnte, ob er auf den linken oder rechten Nasenflügel tropfen sollte, geradeaus weiterkullerte, an der Nasenspitze auf halb achte hängen blieb und dort abzustürzen drohte. So, wie er da hing, bekam ich Mitleid und wollte ihn wieder nach oben pusten, doch war bereits der nächste Tropfen den Spuren des ersten gefolgt, vermengte sich mit ihm zu einem Megatropfen und plumpste mit einem Plopp auf das schnieke lachsfarbene Hemd.
„Bitte“, „bitte“. Wasser und Bier wurden auf dem Tisch platziert, und während mein schwitzender Feind kaum Notiz von seinem Wasser nahm, nippte ich genüsslich an meinem Bier, lobte es mit „mh“, „schön kalt“, „äscht leckkkka“ und verdrehte schwärmerisch die Augen. Der Mann neben mir litt Qualen, was ungeheuer zu meinem Wohlbefinden beitrug. Da ich den ersten Hustenbonbon aufgelutscht hatte, kramte ich in meiner Jeans nach dem nächsten. Zwar sollte der Hosenschisser neben mir gleich lesen, doch könnte ich den angefangenen Bonbon ja wieder ausspucken, wenn es denn soweit war. Als ich den Schnomsi aus meiner Tasche geangelt hatte, ertönte Applaus, der dem langweiligen Vortrag nicht angemessen gewesen war, mich aber sofort den Bonbon in die Tasche zurückschieben ließ. Den brauchte ich für die folgenden Minuten gaaanz sicher nicht!
Der Lachsmann nahm seine Zettelchen, die in einer Klarsichtfolie steckten, in die Hand, erhob sich vom Stuhl, der mir irgendwie recht feucht erschien und machte sich auf den Weg zur Bühne. Ich hustete schon einmal auf Probe, um den Hals zu reizen, und es klang super. Der Fisch nahm auf der Bühne, die mit Stuhl, Tisch, Lampe und Blümchen gespickt war, Platz. Ich konnte sehen, wie seine rechte Hand zitterte und beschloss, ihn von Lachs auf Zitteraal umzutaufen. Der Aal begann mit seiner Einleitung, die ich noch abwarten wollte, bevor ich mit meiner Show begann.
"Kkaskkak
Seit meinem achten Lebensjahr schreibe und dichte ich. Mit zehn Jahren habe ich allen Mut zusammengerafft und habe meiner damaligen Klasse unangemeldet meine Lieblingsgeschichte vorgetragen. Die Reaktionen waren nicht schön."
Nein, die Reaktionen des Publikums waren ganz und gar nicht schön! Zu meinem Missvergnügen klang seine Stimme sicherer als seine Hände zuvor vermuten ließen, mein Feind sprach laut und deutlich, mit viel Energie und zog die Zuhörer gleich in seinen Bann. Aber denken kann ich später, jetzt wollte ich erst einmal huuuuusten, jetzt, also gleich nach dem nächsten Satz.
"Meine Lehrerin war so perplex gewesen, dass sie mich vortragen ließ ohne einzugreifen."
Na ja, noch ein, zwei Sätze, ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Den Hustenreiz unterdrücke ich noch kurz; husten kann ich später immer noch…
"Die anderen Kinder waren erst ganz still, lauschten meiner Geschichte vom Puppenspiel und Krokodil, aber bald fingen die Mädchen an zu kichern. Ich wurde nervös. Sehr nervös. Es dauerte nicht lang und ich begann zu stottern, was den Vortrag vollkommen zum Absturz brachte.
Das anfängliche Kichern der Mädchen verwandelte sich nun in ein allgemeines Grölen und kurz danach schmissen sie mit Sachen nach mir, derer sie habhaft werden konnten. Aber ich presste und stauchte immer noch Worte hervor. Ich wollte es ihnen unbedingt erzählen. Dieser Drang war stärker als aufzugeben.
Ich weiß nicht mehr wie lange die Lehrerin mich schüttelte – so in Trance war ich - ich glaube sogar, sie hat mich geohrfeigt – damit ich endlich aufhöre und Ruhe gebe. Schließlich packte sie mich und schaffte es mit mir vor die Tür.
Da stand ich nun mit meiner Lehrerin auf dem Linoleumflur. Hinter meiner Klassentür ging es noch hoch her. Meine Lehrerin aber schaute mich nur stumm an, nahm mir den Zettel mit meiner Geschichte aus der Hand, las und schüttelte dann den Kopf. Das traf mich mehr, als alles andere zuvor. „Beruhig Dich erstmal“, meinte sie nur und ging dann, ohne mich mitzunehmen, wieder hinein.
Das Bild werde ich nie vergessen, wie ich alleine im Flur stand.
So ausgegrenzt hatte ich mich nie zuvor gefühlt. Da merkte ich erst, dass ich weinte. Wenn Schreiben solche Katastrophen verursacht, wollte ich es nie wieder tun. Das hat mich so traumatisiert, dass ich lange Zeit eine Schreibblockade hatte.
Kurz nach meinem Vortragsdesaster erhielt ich vom Psychologen ein Attest, dass es mir unmöglich sei, Aufsätze zu schreiben. Das ging so bis zur zehnten Klasse.
Ich konnte einfach nichts aufschreiben. Kennen Sie Menschen mit Phobien? Dann wissen Sie, wie entsetzlich es ist, wenn man sie mit dem Objekt ihrer Angst konfrontiert. Sie fangen an zu zittern und zu schreien und wollen nur noch eines: weg. Ganz weit weg.
Sprachunterricht war mit mir daher kaum möglich. Es war ganz schlimm. Meine Familie hat sehr darunter gelitten.
In der Nachbarschaft war ich nur der kleine Spinner. Die Kinder haben mit Füller und weißen Blättern mir aufgelauert und riefen immer „Tintenschisser, Tintenpisser“.
Es war so schlimm geworden, dass ich den Wunsch hatte, auf eine andere Schule – und sei es eine Sonderschule – versetzt zu werden. Meine Stiefmutter, Angelika, wollte mich aber nicht auf eine Sonderschule schicken. Schon gar nicht wollte sie: wegziehen. Sie meinte zu mir, dass es zu viel Geld kosten würde, mich woanders hinzuschicken.
Wenn ich darauf bestanden hätte, hätte sie darauf bestanden, mich zur Adoption freizugeben oder auszusetzen. Die Hexe!
Ich glaubte ihr damals, weil ich instinktiv wusste, dass Vater alles tun würde, was sie sich wünschte - und weil Helge, mein älterer Bruder, keine Gelegenheit ausließ, mir zu versichern, dass Angelika Vater verhext hätte. Das hätte er mit eignen Augen gesehen. Mehrmals.
Was ich damals nicht begriffen hatte, war, dass Helge von der Sexbesessenheit meines Vaters wusste. Die Verhexung, von der Helge gesprochen hatte, war alles andere als paranormal oder mystisch-märchenhaft.
Die Wahrheit war einfacher: Meine Eltern filmten sich beim Sex - und mein Bruder Helge hatte die entsprechenden Kassetten gefunden. Wahrscheinlich eher für den „Eigenbedarf“, als für die spätere Aufklärung seines kleinen Bruders, hatte er heimlich Kopien von Vaters und Angelikas Sitzungen gezogen.
Dieser Wissensvorsprung verlieh Helge eine derartige Autorität, dass ich jahrelang nicht an seinen Worten zweifelte.
Erst sehr viel später, ich muss so um die Siebzehn gewesen sein und mein Glauben an Verhexungen arg gelitten haben, weihte mich Helge
in sein Geheimnis ein.
Seinen eigenen Vater beim Pimpern zu beobachten, war für mich kein Spaß. Aber Helge fand es geil. Ich glaube, wenn ich nicht dabei war, hat er sich auf die Dinger einen runtergeholt. Damals ganz sicher. Ich glaube er stand auch auf Angelika. Aber ich möchte gar nicht mehr wissen, was da im Einzelnen gelaufen ist. Das ist alles so ekelhaft..
Als ich noch als Steppke zur Schule ging, wusste ich natürlich noch nichts von diesen Sachen und erst recht nichts von diesen Videos,
aber ich spürte, ich sah es ja jeden Tag, dass Vater Angelika aus der Hand fraß. Er hätte alles für sie gemacht. So habe ich Tag für Tag die Hänseleien aushalten müssen und war der Trottel vom Dienst.
Es wurde erst besser, als sich unsere neue Nachbarin – Ursula -bei uns vorstellte. Sie wollte gleich, dass ich sie duze. Ursel sollte ich sie nennen. Oder kleine Bärin. Aber nur, wenn ich alleine mit ihr war. Jedenfalls hatte sie diese Atemübungen drauf. Sie machte Eurythmie und arbeitete halbtags in einem Anthroposophischen Krankenhaus. Sie sagte, ich sollte das auch machen, denn es könnte meine Seele befreien. Damit meinte sie die Atemübungen.
Im Krankenhaus erlebe sie es immer wieder, dass sie am Ende einer Übung die Seelen der Menschen sehen könne. Die Seele würde sich vom Körper lösen und vor ihr schweben. Das sei immer sehr erhebend und die Patienten seien danach immer so gereinigt.
Meine Seele befreite sie nicht. Auch wenn sie darauf bestand, sie hätte sie bei den Übungen gesehen. Aber sie schaffte es, meine Angst vor dem Papier zu beseitigen. Zwar in kleinsten Schritten und auch nur Stück für Stück. Wir fingen mit Buchstabensuppe an und arbeiteten uns über selbst gemachte Wortkekse, Magnetbuchstaben, Touchscreens und Textverarbeitungsprogramme bis an ein weißes Blatt vor.
Den letzten Schubs hatte sie mir gegeben, als ich sie außerhalb unserer inoffiziellen Therapiesitzungen besuchte und sie mich ganz nebenbei bat, kurz etwas aufzuschreiben, weil sie ihre Hände grad nicht frei hätte.
Ich war irritiert, weil ich nicht wusste, wie ich ihre Bitte erfüllen sollte und da sagte sie ganz spontan: "Da liegt was zum schreiben."
Ohne darüber nachzudenken, habe ich aufgeschrieben, was sie mir sagte und dann konnte ich gar nicht mehr aufhören zu schreiben. Ich musste schreiben, weil ich Angst hatte, mein Kopf würde platzen. Er war mit einem Schlag voller Wörter, Wörter die ich nie zuvor gehört hatte, vertraute Wörter und natürlich auch Namen und Geschichten. Es war wie im Fieberwahn – ich schrieb und schrieb und schrieb.
Erst hatte Ursel gedacht, der Block würde ausreichen, aber der war ratzfatz voll geschrieben und ich schrieb einfach auf der Tischdecke weiter.
Da wollte sie mich bremsen, aber ich schrie wie am Spieß! Als sie mir den Griffel wegnehmen wollte, schrie ich: Ich muss alles rauslassen, ich muss alles aufschreiben, alle Wörter, alle Sätze müssen raus. Entsetzt gab sie mir den Stift wieder und ich stürzte mich auf die Decke und als die vollgeschrieben und völlig ruiniert war, organisierte sie alles Papier, was sie finden konnte, und schmiss es mir vor die Füße. Aber auch als das Papier voll geschrieben war, dachte ich immer noch, mir bliebe die Luft weg und verzweifelt suchte ich nach anderen Unterlagen. In meiner Not schrieb ich mir die Finger quer durch ihre Wohnung wund.
Irgendwann, mitten in der Nacht, fand ich mich im Schlafzimmer wieder,
weil es da eine weiße Wand gab und da hörte ich auch endlich auf zu schreiben. Dreiviertel der Wand war schon voll mit meinen Worten und die letzten waren kkaskkak, kkaskakk, kkaskakk, kkaskakk, kkaskakk. Ich habe nicht gezählt, wie häufig es dastand.
Aber ich erinnerte mich an kkaskkak. Es war ein Geräusch. Es war der einzige Laut, den ich damals noch ausstoßen konnte, als ich meiner Klasse meine Geschichte vorgetragen hatte: Die Geschichte, die ich damals vortrug, hieß: Kasperkopf.
Aber bei einem Kkkasperkopf war ich dann hängen geblieben und stammelte nur noch.
An dem Tag, als ich meine Blockade überwand und Ursels Wohnung vollgeschrieben hatte, hatte ich alle Sätze, alle Worte, Verse, Reime niedergeschrieben, die mir seit dem Tag des verunglückten Vortrags eingefallen waren. Die jüngsten zuerst, die ältesten zuletzt - bis ich wieder vor der Klasse stand und mich zum Kasper gemacht hatte: kkaskkak"
Erst als meine Hände im Takt mit denen der anderen Zuhörer klatschten, wurde ich mir dessen überhaupt bewusst. Auf dem Tisch vor mir lag ein zweites Bonbonpapier. Auf der Stelle war mir klar, dass ich auch diese Sache verbockt hatte.
„Und dann gingen sie zusammen nach Hau, nach Hause. Am nächsten Morgen wachte Helga auf und machte Friehstick.“
Frühstück, es heißt FrÜhstÜck, dachte ich etwas genervt und fragte mich, wie lange diese Dame auf der Bühne uns noch mit ihrer monotonen Stimme quälen wollte. Geübt hatte sie für diesen Leseabend anscheinend nicht, jedenfalls hoffte ich es für sie. Im Raum befanden sich circa 25 Personen, die der Lesenden namens Lara Schwacht mit versteinertem bis gelangweiltem Gesichtsausdruck einigermaßen folgten, während ich mich langsam fragte, warum ich überhaupt hergekommen war. Was wollte ich hier?
Wie auf Kommando, so als wüsste er die Antwort auf meine gedachte Frage, räusperte sich der unrasierte Mann neben mir und lenkte somit meine Aufmerksamkeit auf sich. Er erinnerte mich an einen Fisch, so lachsfarben war sein Hemd. Er war der Grund meiner Anwesenheit, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wir kannten uns eigentlich gar nicht richtig, trafen uns vor rund zwei Jahren an die zwei- oder dreimal im Zuge irgendwelcher Veranstaltungen, wechselten höchstens drei belanglose Sätze miteinander und gingen wieder unserer Wege. Hätten wir nicht ausgerechnet das gleiche Hobby gehabt, wären wir uns nie wieder begegnet. So aber erreichte mich vor einigen Tagen ganz unverhofft eine Mail von ihm, in der er mich zu diesem Leseabend, an dem er als Gastvorleser unter anderen Autoren teilnehmen sollte, einlud.
„Nanü, Schatz, gucke mal, ausgerechnet dieser arrogante Sack aus dem Tümpel hat mich zu einer Lesung eingeladen.“ „Und, gehst du hin, Maya?“ „Jo, nö, mh, vielleicht, ich überlege es mir noch.“ Zuerst freute ich mich über die Mail, war sogar ein bisschen stolz, dass dieses Ekelpaket auch an mich gedacht hatte, doch war mir im nächsten Moment schon klar, dass diese Einladung keinesfalls aus Gründen der Sympathie erfolgt sein konnte, denn dafür hassten wir uns schon viel zu lange. Die Motivation dieses Herren bestand einzig und allein darin, mich vorzuführen, mir mit seinem öffentlichen Auftritt eins auszuwischen, weil ich bis dato noch nie auf der Bühne gestanden und Applaus geerntet hatte. Mit diesem Auftritt, so malte er es sich in schrillen Lachsfarben aus, würde er mir einen gewaltigen Schritt voraus sein und einen Grund mehr haben, mich zu verspotten, in Kommentaren zu erniedrigen und heimlich zu verachten. Dieser Fisch verstand sich blendend darauf, seine Flossen zu Harpunen umzuformen und mich zwischen den Zeilen so zu attackieren, dass kein anderer Fisch im Teich es überhaupt mitbekam. Bis jetzt hatte ich immer kräftig zurückgestichelt, doch würde mir am Donnerstag die Luft aus den Kiemen gequetscht werden und ich als kleiner, stinkender Fisch im Stinketümpel untergehen. Es sei denn… „Schatz, ich gehe doch hin!“
Ein tiefes, ungesundes Atemgeräusch riss mich aus meinen Gedanken. Der Kerl neben mir hatte eindeutig Lampenfieber und schnaufte wie ein Mann, dem Schweres bevorstand. „Du Pfeife“, dachte ich so bei mir und erschrak, als diese Worte von einem realen Pfiff aus meiner Lunge untermalt wurden. Ich war krank und lachte mir ins Fäustchen.
„Soll ich dich Donnerstag mit dem Auto zur Lesung fahren, Maya?“ „Ach nein, danke, ich nehme die Öffentlichen!“ Jetzt, wo mir die perverse Motivation meines Feindes für die Einladung bewusst geworden war, hätte ich natürlich absagen können. Aber was hätte das gebracht? Er hätte sich vor Ort feiern und mir anschließend einen seitenlangen Erfolgsbericht zukommen lassen, ohne dass ich dem etwas hätte entgegensetzen können. Wollte ich das? Neihein! Daher entschied ich mich für die andere Variante: „Na warte, mein Freundchen, dir werde ich ordentlich in die Suppe spucken!“
Ein Zuhörer in der vorderen Reihe rechts lenkte meinen Blick auf sich, denn er hatte eine äußerst ungesunde Kopfhaltung. Sein sorgsam gescheitelter Schädel war soweit nach links abgesackt, dass das doch wehtun musste. Aber nein, wie ich nun bemerkte, war er eingeschlafen und verspürte – im Gegensatz zum wachen Publikum – keine Schmerzen. Die Frau auf der Bühne schienen die leisen Schnarchgeräusche nicht weiter zu stören. Aber sie störte ja auch nicht weiter, jeder konnte seinen Gedanken nachhängen, ohne dass sie sich dazwischendrängte.
„Ich gehe noch etwas spazieren, den Kopf freibekommen, ja?“ „Sei vorsichtig, Maya.“ Noch mit vom Duschen feuchten Haaren zog ich mir schnell einen String, halterlose Strümpfe, Mantel sowie Schuhe an und zog rasch die Türe hinter mir zu. Mehr Sachen brauchte es nicht für mein Vorhaben, das darin bestand, mir eine fette Erkältung einzufangen. Um die zwei Stunden lief ich durchs spätabendliche Berlin und atmete in tiefen Zügen die eiskalte Nachtluft ein, so dass bereits jetzt die Lungen schmerzten. Wie würde dieser arrogante Kerl aus der Fassung geraten, wenn ich während seines Vortrags von Hustenkrämpfen geschüttelt und ihn und die Zuhörer damit völlig aus dem Takt bringen würde. „Mit einer dicken Erkältung werde ich lauter und schleimiger Husten, als du je lesen könntest“, flüsterte ich so vor mich hin. „Und selbst wenn du deine Zeilen brülltest, die Zuhörer werden auf mich und meine ekelhaften Schleimgeräusche derart fixiert sein, dass sie deinen Protagonisten Kacksack keines Ohres würdigen oder für immer und ewig mit Rotz und Ekel verbinden werden“. Haha, ich bin einfach genial, keine Frage.
„Hatschi!“ Bereits am nächsten Morgen spürte ich die Auswirkungen meines nächtlichen Ausflugs. Mit Freude bemerkte ich, wie neben Husten und Schnupfen auch meine Lunge Rasselgeräusche und leise Pfiffe von sich gab. Der Gedanke daran, dass ich auf diese unschuldige, bemitleidenswerte Art die Lesenden auspfeifen konnte, gefiel mir besonders gut. Mein Freund, der von nichts wusste, bedauerte mich und brachte mir heißen Tee mit Honig. Ich genoss die Fürsorge, den Tee schüttete ich aber in einem unbeobachteten Moment vorsorglich ins Waschbecken, um nicht zu rasch zu gesunden.
Mit einer Tüte Hustenbonbons bewaffnet, machte ich mich am Donnerstag auf den Weg. Die Bonbons hatte ich für die anderen lesenden Autoren eingesteckt, denn eigentlich wollte ich ja nur meinen kleinen Erzfeind aus der Fassung husten und blöde aus der Wäsche gucken lassen. Das gelang umso besser, je weniger ich die anderen Vorleser stören würde. Und nun entlarvte sich die erste Lesende als, sagen wir mal, völlig ungeeignet für meinen Plan, denn wie könnte überhaupt irgendjemand schlechter vorlesen als ich, äh, als sie? Vermutlich hatte sie der Lachsmann engagiert, um nicht auf dem letzten Platz zu landen, denn wenn auch kein Wettbewerb im eigentlichen Sinne ausgetragen wurde, so würde sich doch jeder im Kopf eine Art Rangliste der besten Autoren zurechtlegen.
So gegen 19.43 Uhr und 26 Sekunden war ich vor Ort. Ich weiß das so genau, weil ich gar keine Uhr dabei hatte. Aber als ich vor dem Café angekommen war und durch die Scheiben lugte, war kaum einer drin. Ich schaute noch einmal hinauf und las den Namen auf dem Schild, um mich zu vergewissern: P-R-O-V-I-N-Z. Nö, richtig, dachte ich und stieß mit meiner energiegeladenen Rechten die Türe auf, so nach dem Motto: Hier bin ich. Aber keine Sau schien sich für mich zu interessieren.
Im vorderen Raum sah es nach Geschlechtertrennung aus, da saßen - säuberlich an zwei Tischen getrennt - jeweils zwei Männlein und zwei Weiblein. Ich schlich einfach weiter in den hinteren Raum und konnte zwar nicht den Feind entdecken, dafür aber eine kleine Gruppe von 5 Leuten mit Zettelchen vor sich: die anderen Autoren. Auf der kleinen Bühne wurde noch gewerkelt. Ich zog Mantel und Schal aus, setzte mich an einen Zweiertisch und bemerkte plötzlich, wie mich einer aus der Gruppe anschaute. Ich grinste dem Herren direkt ins Gesicht, weil er mir auf Anhieb sympathisch war und schon unterhielt ich mich mit Stefan W. Thielke, der später durch die Lesung geleitete und auch selbst vortrug.
„Ich möchte erst einmal nur ein Wasser. Danke.“ Der Lachsmann neben mir, der als Letzter aufgekreuzt war und sich, weil kein anderer Stuhl mehr frei, ausgerechnet neben mich gesetzt hatte, war mittlerweile so aufgeregt, dass er nicht einmal ein Bier trinken wollte. Vermutlich hatte er Angst, zu lallen, aber das würde gar keinen Unterschied machen, denn man würde ihm ja eh nicht zuhören, sondern „hatschi“! Aber das ahnte der von Lampenfieber geplagte Wassertrinker noch nicht. Um ihn schon vor seinem Auftritt zu ärgern, bestellte ich, was ich höchstens einmal im Jahr bestellte und wonach er sich heimlich sehnte: „Ein Pilsner, bitte!“.
Als vorhin die Reihenfolge der Leser ausgehandelt wurde, bat der Fisch, an zweiter Stelle lesen zu dürfen, um es hinter sich zu haben. Verächtlich schaute ich ihn aus den Augenwinkeln an und bemerkte, wie sich gerade ein kleiner Schweißtropfen von seiner Stirn Richtung Nase bewegte, das Nasenbein passierte, sich nicht entscheiden konnte, ob er auf den linken oder rechten Nasenflügel tropfen sollte, geradeaus weiterkullerte, an der Nasenspitze auf halb achte hängen blieb und dort abzustürzen drohte. So, wie er da hing, bekam ich Mitleid und wollte ihn wieder nach oben pusten, doch war bereits der nächste Tropfen den Spuren des ersten gefolgt, vermengte sich mit ihm zu einem Megatropfen und plumpste mit einem Plopp auf das schnieke lachsfarbene Hemd.
„Bitte“, „bitte“. Wasser und Bier wurden auf dem Tisch platziert, und während mein schwitzender Feind kaum Notiz von seinem Wasser nahm, nippte ich genüsslich an meinem Bier, lobte es mit „mh“, „schön kalt“, „äscht leckkkka“ und verdrehte schwärmerisch die Augen. Der Mann neben mir litt Qualen, was ungeheuer zu meinem Wohlbefinden beitrug. Da ich den ersten Hustenbonbon aufgelutscht hatte, kramte ich in meiner Jeans nach dem nächsten. Zwar sollte der Hosenschisser neben mir gleich lesen, doch könnte ich den angefangenen Bonbon ja wieder ausspucken, wenn es denn soweit war. Als ich den Schnomsi aus meiner Tasche geangelt hatte, ertönte Applaus, der dem langweiligen Vortrag nicht angemessen gewesen war, mich aber sofort den Bonbon in die Tasche zurückschieben ließ. Den brauchte ich für die folgenden Minuten gaaanz sicher nicht!
Der Lachsmann nahm seine Zettelchen, die in einer Klarsichtfolie steckten, in die Hand, erhob sich vom Stuhl, der mir irgendwie recht feucht erschien und machte sich auf den Weg zur Bühne. Ich hustete schon einmal auf Probe, um den Hals zu reizen, und es klang super. Der Fisch nahm auf der Bühne, die mit Stuhl, Tisch, Lampe und Blümchen gespickt war, Platz. Ich konnte sehen, wie seine rechte Hand zitterte und beschloss, ihn von Lachs auf Zitteraal umzutaufen. Der Aal begann mit seiner Einleitung, die ich noch abwarten wollte, bevor ich mit meiner Show begann.
"Kkaskkak
Seit meinem achten Lebensjahr schreibe und dichte ich. Mit zehn Jahren habe ich allen Mut zusammengerafft und habe meiner damaligen Klasse unangemeldet meine Lieblingsgeschichte vorgetragen. Die Reaktionen waren nicht schön."
Nein, die Reaktionen des Publikums waren ganz und gar nicht schön! Zu meinem Missvergnügen klang seine Stimme sicherer als seine Hände zuvor vermuten ließen, mein Feind sprach laut und deutlich, mit viel Energie und zog die Zuhörer gleich in seinen Bann. Aber denken kann ich später, jetzt wollte ich erst einmal huuuuusten, jetzt, also gleich nach dem nächsten Satz.
"Meine Lehrerin war so perplex gewesen, dass sie mich vortragen ließ ohne einzugreifen."
Na ja, noch ein, zwei Sätze, ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Den Hustenreiz unterdrücke ich noch kurz; husten kann ich später immer noch…
"Die anderen Kinder waren erst ganz still, lauschten meiner Geschichte vom Puppenspiel und Krokodil, aber bald fingen die Mädchen an zu kichern. Ich wurde nervös. Sehr nervös. Es dauerte nicht lang und ich begann zu stottern, was den Vortrag vollkommen zum Absturz brachte.
Das anfängliche Kichern der Mädchen verwandelte sich nun in ein allgemeines Grölen und kurz danach schmissen sie mit Sachen nach mir, derer sie habhaft werden konnten. Aber ich presste und stauchte immer noch Worte hervor. Ich wollte es ihnen unbedingt erzählen. Dieser Drang war stärker als aufzugeben.
Ich weiß nicht mehr wie lange die Lehrerin mich schüttelte – so in Trance war ich - ich glaube sogar, sie hat mich geohrfeigt – damit ich endlich aufhöre und Ruhe gebe. Schließlich packte sie mich und schaffte es mit mir vor die Tür.
Da stand ich nun mit meiner Lehrerin auf dem Linoleumflur. Hinter meiner Klassentür ging es noch hoch her. Meine Lehrerin aber schaute mich nur stumm an, nahm mir den Zettel mit meiner Geschichte aus der Hand, las und schüttelte dann den Kopf. Das traf mich mehr, als alles andere zuvor. „Beruhig Dich erstmal“, meinte sie nur und ging dann, ohne mich mitzunehmen, wieder hinein.
Das Bild werde ich nie vergessen, wie ich alleine im Flur stand.
So ausgegrenzt hatte ich mich nie zuvor gefühlt. Da merkte ich erst, dass ich weinte. Wenn Schreiben solche Katastrophen verursacht, wollte ich es nie wieder tun. Das hat mich so traumatisiert, dass ich lange Zeit eine Schreibblockade hatte.
Kurz nach meinem Vortragsdesaster erhielt ich vom Psychologen ein Attest, dass es mir unmöglich sei, Aufsätze zu schreiben. Das ging so bis zur zehnten Klasse.
Ich konnte einfach nichts aufschreiben. Kennen Sie Menschen mit Phobien? Dann wissen Sie, wie entsetzlich es ist, wenn man sie mit dem Objekt ihrer Angst konfrontiert. Sie fangen an zu zittern und zu schreien und wollen nur noch eines: weg. Ganz weit weg.
Sprachunterricht war mit mir daher kaum möglich. Es war ganz schlimm. Meine Familie hat sehr darunter gelitten.
In der Nachbarschaft war ich nur der kleine Spinner. Die Kinder haben mit Füller und weißen Blättern mir aufgelauert und riefen immer „Tintenschisser, Tintenpisser“.
Es war so schlimm geworden, dass ich den Wunsch hatte, auf eine andere Schule – und sei es eine Sonderschule – versetzt zu werden. Meine Stiefmutter, Angelika, wollte mich aber nicht auf eine Sonderschule schicken. Schon gar nicht wollte sie: wegziehen. Sie meinte zu mir, dass es zu viel Geld kosten würde, mich woanders hinzuschicken.
Wenn ich darauf bestanden hätte, hätte sie darauf bestanden, mich zur Adoption freizugeben oder auszusetzen. Die Hexe!
Ich glaubte ihr damals, weil ich instinktiv wusste, dass Vater alles tun würde, was sie sich wünschte - und weil Helge, mein älterer Bruder, keine Gelegenheit ausließ, mir zu versichern, dass Angelika Vater verhext hätte. Das hätte er mit eignen Augen gesehen. Mehrmals.
Was ich damals nicht begriffen hatte, war, dass Helge von der Sexbesessenheit meines Vaters wusste. Die Verhexung, von der Helge gesprochen hatte, war alles andere als paranormal oder mystisch-märchenhaft.
Die Wahrheit war einfacher: Meine Eltern filmten sich beim Sex - und mein Bruder Helge hatte die entsprechenden Kassetten gefunden. Wahrscheinlich eher für den „Eigenbedarf“, als für die spätere Aufklärung seines kleinen Bruders, hatte er heimlich Kopien von Vaters und Angelikas Sitzungen gezogen.
Dieser Wissensvorsprung verlieh Helge eine derartige Autorität, dass ich jahrelang nicht an seinen Worten zweifelte.
Erst sehr viel später, ich muss so um die Siebzehn gewesen sein und mein Glauben an Verhexungen arg gelitten haben, weihte mich Helge
in sein Geheimnis ein.
Seinen eigenen Vater beim Pimpern zu beobachten, war für mich kein Spaß. Aber Helge fand es geil. Ich glaube, wenn ich nicht dabei war, hat er sich auf die Dinger einen runtergeholt. Damals ganz sicher. Ich glaube er stand auch auf Angelika. Aber ich möchte gar nicht mehr wissen, was da im Einzelnen gelaufen ist. Das ist alles so ekelhaft..
Als ich noch als Steppke zur Schule ging, wusste ich natürlich noch nichts von diesen Sachen und erst recht nichts von diesen Videos,
aber ich spürte, ich sah es ja jeden Tag, dass Vater Angelika aus der Hand fraß. Er hätte alles für sie gemacht. So habe ich Tag für Tag die Hänseleien aushalten müssen und war der Trottel vom Dienst.
Es wurde erst besser, als sich unsere neue Nachbarin – Ursula -bei uns vorstellte. Sie wollte gleich, dass ich sie duze. Ursel sollte ich sie nennen. Oder kleine Bärin. Aber nur, wenn ich alleine mit ihr war. Jedenfalls hatte sie diese Atemübungen drauf. Sie machte Eurythmie und arbeitete halbtags in einem Anthroposophischen Krankenhaus. Sie sagte, ich sollte das auch machen, denn es könnte meine Seele befreien. Damit meinte sie die Atemübungen.
Im Krankenhaus erlebe sie es immer wieder, dass sie am Ende einer Übung die Seelen der Menschen sehen könne. Die Seele würde sich vom Körper lösen und vor ihr schweben. Das sei immer sehr erhebend und die Patienten seien danach immer so gereinigt.
Meine Seele befreite sie nicht. Auch wenn sie darauf bestand, sie hätte sie bei den Übungen gesehen. Aber sie schaffte es, meine Angst vor dem Papier zu beseitigen. Zwar in kleinsten Schritten und auch nur Stück für Stück. Wir fingen mit Buchstabensuppe an und arbeiteten uns über selbst gemachte Wortkekse, Magnetbuchstaben, Touchscreens und Textverarbeitungsprogramme bis an ein weißes Blatt vor.
Den letzten Schubs hatte sie mir gegeben, als ich sie außerhalb unserer inoffiziellen Therapiesitzungen besuchte und sie mich ganz nebenbei bat, kurz etwas aufzuschreiben, weil sie ihre Hände grad nicht frei hätte.
Ich war irritiert, weil ich nicht wusste, wie ich ihre Bitte erfüllen sollte und da sagte sie ganz spontan: "Da liegt was zum schreiben."
Ohne darüber nachzudenken, habe ich aufgeschrieben, was sie mir sagte und dann konnte ich gar nicht mehr aufhören zu schreiben. Ich musste schreiben, weil ich Angst hatte, mein Kopf würde platzen. Er war mit einem Schlag voller Wörter, Wörter die ich nie zuvor gehört hatte, vertraute Wörter und natürlich auch Namen und Geschichten. Es war wie im Fieberwahn – ich schrieb und schrieb und schrieb.
Erst hatte Ursel gedacht, der Block würde ausreichen, aber der war ratzfatz voll geschrieben und ich schrieb einfach auf der Tischdecke weiter.
Da wollte sie mich bremsen, aber ich schrie wie am Spieß! Als sie mir den Griffel wegnehmen wollte, schrie ich: Ich muss alles rauslassen, ich muss alles aufschreiben, alle Wörter, alle Sätze müssen raus. Entsetzt gab sie mir den Stift wieder und ich stürzte mich auf die Decke und als die vollgeschrieben und völlig ruiniert war, organisierte sie alles Papier, was sie finden konnte, und schmiss es mir vor die Füße. Aber auch als das Papier voll geschrieben war, dachte ich immer noch, mir bliebe die Luft weg und verzweifelt suchte ich nach anderen Unterlagen. In meiner Not schrieb ich mir die Finger quer durch ihre Wohnung wund.
Irgendwann, mitten in der Nacht, fand ich mich im Schlafzimmer wieder,
weil es da eine weiße Wand gab und da hörte ich auch endlich auf zu schreiben. Dreiviertel der Wand war schon voll mit meinen Worten und die letzten waren kkaskkak, kkaskakk, kkaskakk, kkaskakk, kkaskakk. Ich habe nicht gezählt, wie häufig es dastand.
Aber ich erinnerte mich an kkaskkak. Es war ein Geräusch. Es war der einzige Laut, den ich damals noch ausstoßen konnte, als ich meiner Klasse meine Geschichte vorgetragen hatte: Die Geschichte, die ich damals vortrug, hieß: Kasperkopf.
Aber bei einem Kkkasperkopf war ich dann hängen geblieben und stammelte nur noch.
An dem Tag, als ich meine Blockade überwand und Ursels Wohnung vollgeschrieben hatte, hatte ich alle Sätze, alle Worte, Verse, Reime niedergeschrieben, die mir seit dem Tag des verunglückten Vortrags eingefallen waren. Die jüngsten zuerst, die ältesten zuletzt - bis ich wieder vor der Klasse stand und mich zum Kasper gemacht hatte: kkaskkak"
Erst als meine Hände im Takt mit denen der anderen Zuhörer klatschten, wurde ich mir dessen überhaupt bewusst. Auf dem Tisch vor mir lag ein zweites Bonbonpapier. Auf der Stelle war mir klar, dass ich auch diese Sache verbockt hatte.
#2
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Der Lachsmann oder: Dichter am Ring
in Zwischenwelten 10.12.2008 09:47von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo Maya,
und ich hatte gedacht, dass keiner merken würde wie nervös ich war… .
Schöne Geschichte, die Du aus dem Donnerstag in der Provinz gefischt hast Jetzt bist Du mit dem Vortrag und ich mit dem Husten dran.
Sollte ich nochmal vorlesen, überlege ich mir ob ich wieder das Lachsfarbene Hemd anziehe. Obwohl es könnte ja auch Markenzeichen werden? Der Lachsmann liest. Vielleicht sollte ich nochmal drüber nachendenken. Danke, dass Du mit dem Text eine schöne Erinnerung geschrieben hast. Wer braucht Bilder, wenn er Worte hat? Danke.
Gruß
Brot.
und ich hatte gedacht, dass keiner merken würde wie nervös ich war… .
Schöne Geschichte, die Du aus dem Donnerstag in der Provinz gefischt hast Jetzt bist Du mit dem Vortrag und ich mit dem Husten dran.
Sollte ich nochmal vorlesen, überlege ich mir ob ich wieder das Lachsfarbene Hemd anziehe. Obwohl es könnte ja auch Markenzeichen werden? Der Lachsmann liest. Vielleicht sollte ich nochmal drüber nachendenken. Danke, dass Du mit dem Text eine schöne Erinnerung geschrieben hast. Wer braucht Bilder, wenn er Worte hat? Danke.
Gruß
Brot.
#3
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
Der Lachsmann oder: Dichter am Ring
in Zwischenwelten 10.12.2008 11:45von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
verdammt, verdammt, verdammt! in Berlin hab ich schon den halben Tümpel verpasst! und wieso hab ICH keine mail bekommen? ihr respektlosen Berliner Provinzler! jetzt hab ich Brots Einstand verpasst ...! wehe ihr wagt es, mich noch ein mal zu hintergehen! ich vierteile euch eigenhändig im Circus!
hallo Maya
gibs zu: du willst einem nur den epischen Mund wässrig machen. das ist schon ein wenig unverschämt, wie gut deine ersten epischen Schreibversuche aussehen. und dann auch noch mit integriertem elektronischem Link! das hab ja selbst ich noch nicht hinbekommen; beziehungsweise liegen die Entwürfe schon lange in meiner Schublade (und das stiehlt mir jetzt ein wenig die Schau...). aber bevor du mit Bonbons schmeißt, weil ich zu viel lobe, dann such ich mal die vielen Fehler zusammen:
hier hat sich ein fehlerhafter Punkt eingeschlichen: "Lesenden auspfeifen konnte, gefiel mir.besonders gut. "
hier fragte ich mich wo die Digitaluhr denn angebracht war: unter dem Provinz-Schild? bis ich es blickte, dass das komisch sein sollte. also der Witz soll sein, dass nirgendwo eine Uhr war? du wagst es sogar MICH als Leser zu veralbern? also da hab ich nicht gelacht.
aber ja, doch, dann per Spätzündung, am Ende der zitierten Passage, auch initiiert durch die kleine Pointe. ja: gelacht. aber nur kurz. denn im Grunde bin ich sauer, dass du solche Bonbons einpackst und keinem was sagst: ich bin Admin, verdammt nochmal: A-D-M-in Rage! du, du, du Kaulquappe!
hey, ich hab auch eine schöne Kakophonie gefunden: Kaulquakk, kkqqkk, kkqqkk, kkqqkk...
hach, Leute, irgendwie schön im Tümpel heute ...
danke, Maya.
Grüße
Alcedo
falls jemand Feedback zum Lachsmann/Brot-Original-Text liefern möchte, dann hier: t67940027f003-Forum.html
hallo Maya
gibs zu: du willst einem nur den epischen Mund wässrig machen. das ist schon ein wenig unverschämt, wie gut deine ersten epischen Schreibversuche aussehen. und dann auch noch mit integriertem elektronischem Link! das hab ja selbst ich noch nicht hinbekommen; beziehungsweise liegen die Entwürfe schon lange in meiner Schublade (und das stiehlt mir jetzt ein wenig die Schau...). aber bevor du mit Bonbons schmeißt, weil ich zu viel lobe, dann such ich mal die vielen Fehler zusammen:
hier hat sich ein fehlerhafter Punkt eingeschlichen: "Lesenden auspfeifen konnte, gefiel mir.besonders gut. "
Zitat: |
Maya schrieb am 09.12.2008 21:21 Uhr: So gegen 19.43 Uhr und 26 Sekunden war ich vor Ort. Ich weiß das so genau, weil ich gar keine Uhr dabei hatte. Aber als ich vor dem Café angekommen war und durch die Scheiben lugte, war kaum einer drin. Ich schaute noch einmal hinauf und las den Namen auf dem Schild, um mich zu vergewissern: P-R-O-V-I-N-Z. Nö, richtig, dachte ich und stieß mit meiner energiegeladenen Rechten die Türe auf, so nach dem Motto: Hier bin ich. Aber keine Sau schien sich für mich zu interessieren. |
hier fragte ich mich wo die Digitaluhr denn angebracht war: unter dem Provinz-Schild? bis ich es blickte, dass das komisch sein sollte. also der Witz soll sein, dass nirgendwo eine Uhr war? du wagst es sogar MICH als Leser zu veralbern? also da hab ich nicht gelacht.
aber ja, doch, dann per Spätzündung, am Ende der zitierten Passage, auch initiiert durch die kleine Pointe. ja: gelacht. aber nur kurz. denn im Grunde bin ich sauer, dass du solche Bonbons einpackst und keinem was sagst: ich bin Admin, verdammt nochmal: A-D-M-in Rage! du, du, du Kaulquappe!
hey, ich hab auch eine schöne Kakophonie gefunden: Kaulquakk, kkqqkk, kkqqkk, kkqqkk...
hach, Leute, irgendwie schön im Tümpel heute ...
danke, Maya.
Grüße
Alcedo
falls jemand Feedback zum Lachsmann/Brot-Original-Text liefern möchte, dann hier: t67940027f003-Forum.html
Hallöchen Brot!
Ob jemand gemerkt hat, dass ich in der Geschichte !leicht! übertrieben habe und die Schweißperlen nur erfunden sind? Nein? Dann hält dich ja der halbe Tümpel für 'ne Flasche. Wie schön!
Das mit dem Vortrag muss ich mir noch überlegen, immerhin weiß ich meine nicht vorhandenen Talente und stimmlichen Qualitäten ganz gut einzuschätzen. Au ja, das Lachshemd als Markenzeichen, warum auch nicht? Immerhin sah es schöner aus, als der boshafte Text vermuten lässt. Aber ich brauchte nun mal eine Verbindung zum fischigen Tümpel. Ja, du hast ja recht, ich frage nie, nie wieder, ob ich ein Foto schießen soll.
Und hör auf, dich zu bedanken, kein Feind ist so überzogen freundlich – es sei denn, er will nur von seinen wahren Attacken ablenken, nicht wahr? Ick hab dir durchschaut, Freundchen!
P.S. Danke für die Tipps, die waren wirklich hilfreich!
________________
Hi Alcedo!
Ja, schäm dich, du verpasst alles! Aber zum Glück haste ja mich, die an dich und die anderen Tümpler denkt und mitteilt, was in Berlin so abgeht. Der Einstand war wirklich schön. Ich will ja nicht, dass du darüber traurig wirst und in Tränen ausbrichst, aber du, Alcedo: Da haste watt vapasst. Und dit Biiier, sag ick dir! Sei nicht traurig, dass du fernab in einer ganz trostlosen Gegend wohnst, du kannst ja nachlesen, wie wir das Leben genießen, während du – wo auch immer - versauerst. Ich bin so liebenswürdig, nicht wahr?
Brot gab mir einige gute Tipps bezüglich der Geschichte, die sonst um einiges langweiliger ausgefallen wäre. Da fällt mir ein, dass ich mich bei ihm noch gar nicht dafür bedankt habe. Ich muss mal kurz bei ihm P.S.'en. So, erledigt.
Die Idee, einen Link zu verwursten, hatte natürlich noch nie einer vor mir, noch nie! – insofern lasse ich mich berechtigterweise von dir feiern.
Den fehlerhaften Punkt setzte ich natürlich absichtlich, damit du in deinem Kommentar, ich ahnte, dass du mir einen schreiben würdest, wenigstens ein paar Sätze zusammenbekommst.
Mein Uhren-Gag ein Spätzünder? Mein Gag zündete doch, nur kamen deine Hirnzellen nicht hinterher!
So, jetzt haste auch dein Fett weg!
Wie immer grüßt Euch ganz lieb
Kaulquappe Maya.
Ob jemand gemerkt hat, dass ich in der Geschichte !leicht! übertrieben habe und die Schweißperlen nur erfunden sind? Nein? Dann hält dich ja der halbe Tümpel für 'ne Flasche. Wie schön!
Das mit dem Vortrag muss ich mir noch überlegen, immerhin weiß ich meine nicht vorhandenen Talente und stimmlichen Qualitäten ganz gut einzuschätzen. Au ja, das Lachshemd als Markenzeichen, warum auch nicht? Immerhin sah es schöner aus, als der boshafte Text vermuten lässt. Aber ich brauchte nun mal eine Verbindung zum fischigen Tümpel. Ja, du hast ja recht, ich frage nie, nie wieder, ob ich ein Foto schießen soll.
Und hör auf, dich zu bedanken, kein Feind ist so überzogen freundlich – es sei denn, er will nur von seinen wahren Attacken ablenken, nicht wahr? Ick hab dir durchschaut, Freundchen!
P.S. Danke für die Tipps, die waren wirklich hilfreich!
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Hi Alcedo!
Ja, schäm dich, du verpasst alles! Aber zum Glück haste ja mich, die an dich und die anderen Tümpler denkt und mitteilt, was in Berlin so abgeht. Der Einstand war wirklich schön. Ich will ja nicht, dass du darüber traurig wirst und in Tränen ausbrichst, aber du, Alcedo: Da haste watt vapasst. Und dit Biiier, sag ick dir! Sei nicht traurig, dass du fernab in einer ganz trostlosen Gegend wohnst, du kannst ja nachlesen, wie wir das Leben genießen, während du – wo auch immer - versauerst. Ich bin so liebenswürdig, nicht wahr?
Brot gab mir einige gute Tipps bezüglich der Geschichte, die sonst um einiges langweiliger ausgefallen wäre. Da fällt mir ein, dass ich mich bei ihm noch gar nicht dafür bedankt habe. Ich muss mal kurz bei ihm P.S.'en. So, erledigt.
Die Idee, einen Link zu verwursten, hatte natürlich noch nie einer vor mir, noch nie! – insofern lasse ich mich berechtigterweise von dir feiern.
Den fehlerhaften Punkt setzte ich natürlich absichtlich, damit du in deinem Kommentar, ich ahnte, dass du mir einen schreiben würdest, wenigstens ein paar Sätze zusammenbekommst.
Mein Uhren-Gag ein Spätzünder? Mein Gag zündete doch, nur kamen deine Hirnzellen nicht hinterher!
So, jetzt haste auch dein Fett weg!
Wie immer grüßt Euch ganz lieb
Kaulquappe Maya.
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