Es waren einmal zwei Tauben, Gerda und Mathilde, die waren Schwestern und schienen unzertrennlich, bis eines Tages in ihrem Heimatland Lampions aus einem kleinen exotischen Staat importiert wurden, weil sie mit so wundervoll verzierten Taubenmotiven angeboten wurden.

Alsbald machte man eine erstaunliche Entdeckung. Das weiße Gefieder aller Tauben im hiesigen Lande verfärbte sich, unter dem Licht der Laternen betrachtet, mattblau und man nannte es fortan das Feld der Blauen. Nur Mathilde leuchtete in beißendem hellgelb. Die Tauben der Umgebung zeigten mit den Krallen auf sie und sagten, sie hätte einen genetischen Defekt und bezeichneten es als Gelbkrankheit. Schwester Gerda schämte sich für Mathilde: „Eine Schande ist das!“ schalte sie. Dies betrübte Mathilde so sehr, dass sie tagelang weinte; schließlich flog sie fort aus dem Feld der Blauen.

Gerda machte sich indessen große Vorwürfe und begab sich auf die Suche nach ihr. Sie wendete sich an eine hellseherische Waldohreule, die ihr den Weg zu Mathilde wies, in ein weit entferntes Feld.

Gerda fand ihre Schwester, entschuldigte sich bei ihr und bedauerte, sie wie eine Aussätzige behandelt zu haben. Sie gelobte, es nie wieder zu tun. Gerda hing an Mathilde, wollte sie gleich mit zurück ins Heimatland nehmen. Aber Mathilde fühlte sich in dem jetzigen Feld sehr wohl. So musste Gerda eben dort bleiben.

Auch hier hatte man jene Lampions eingeführt und staunte, dass alle Tauben darunter hellgelb erleuchteten wie Mathilde; Gerdas Gefieder schimmerte aber mattblau. Rundherum im Feld der Gelben sagten sie, dass Gerda einen genetischen Defekt hätte und es die Blaukrankheit wäre. Und Mathilde schalt Gerda. Dies betrübte Gerda so sehr, dass sie tagelang weinte; dann flog sie fort.

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